Horatius de Hooch, zugeschrieben
Cornelis van Poelenburch, ehemals zugeschrieben

Die Thermen des Caracalla, vor 1652

Bei dieser Darstellung der Caracalla-Thermen handelt es sich wohl um eine ,in situ‘ aufgenommene Studie.(Anm.1) Erworben als „Hieronymus Cock“, lag die Zeichnung zuletzt unter dem Namen des Cornelis van Poelenburch. Von im Motiv verwandten Arbeiten dieses Künstlers unterscheidet sie sich allerdings im größeren Format und dem einheitlich kräftigen Farbauftrag. Van Poelenburch hingegen betonte in der Regel den Kontrast zwischen feinen Konturen und breiter Lavierung.(Anm.2) Der Mangel an Dynamik und Tiefe, dem wuchtigen Ersteindruck zum Trotz, unterscheidet das Blatt auch von Zeichnungen des Bartholomeus Breenbergh, mit dem das Blatt von A. M. Hurst in Verbindung gebracht worden war.(Anm.3)
Gleichwohl lässt es sich der Nachfolge Van Poelenburchs zuordnen. Einer der benennbaren Künstler aus seinem unmittelbaren Umkreis ist Horatius de Hooch, dem allerdings nur wenige Zeichnungen sicher zugeschrieben werden können. Dazu zählen einige Blätter aus einem in Mainz verwahrten Skizzenbuch, denen sich das Hamburger Blatt in der breit aufgetragenen braunen Farbe, den waagerechten Schraffurlinien und den horizontal angeordneten Tupfen anschließen lässt.(Anm.4) Auch begegnen ähnliche Ruinen auf signierten Gemälden des Künstlers.(Anm.5) Eine Zuschreibung an De Hooch sollte daher in Betracht gezogen werden, wie auch von Schatborn auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle erwogen wurde. Die rückseitige, rechts beschnittene Beischrift in französischer Sprache stammt möglicherweise von der Hand des Künstlers, der sich um oder vor 1652 in Italien aufhielt.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Dargestellt ist vermutlich das „Calidarium“, vgl. Ernest Nash: Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, 2 Bde. Tübingen 1961/62, Bd. 2, Abb. 1236; vgl. auch eine Zeichnung und einem Stich Giovan Antonio Dosis, Lisa Oehler: Rom in der Graphik des 16. bis 18. Jahrhunderts, Berlin 1997, Tf. 44.1 und 44.2.
2 Vgl. „Ruinen bei Tivoli“ bzw. „Bewachsene Felsen“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1989-90 recto bzw. verso, „Thermae Antoniani“, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Nr. Tu ned. Mag. III,67, Corpus Gernsheim 72080, oder die Van Poelenburch zugeschriebene Zeichnung „Kolosseum“, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 10. 7. 2001, Nr. 162.
3 Karteinotiz im Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle; vgl. etwa mit dessen „Ansicht von Tivoli“, Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 22545.
4 Mainz, Landesmuseum, Inv.-Nr. 650/839 und Inv.-Nr. 650/839 a, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 140, Abb. A und S. 142, Abb. D; zu der vor 1652 anzusetzenden Schüler-Beziehung zu Van Poelenburch vgl. ebd. S. 143.
5 Z. B. „Landschaft mit Ruinen“, Niederländischer Privatbesitz, Photo RKD sowie zwei „Landschaften mit römischen Ruinen“, Privatbesitz, L. Salerno: Pittori di paesaggio del Seicento a Roma - Landscape Painters of the Seventeenth Century in Rome, 3 Bde., Rom 1977/80, Bd. 2, Nr. 127.2 und 127.3.
6 Einen zeitlichen Anhaltspunkt für De Hoochs Italienaufenthalt gibt ein 1652 datiertes Gemälde, „Die Aurelianische Stadtmauer in Rom“, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Inv.-Nr. KMSsp315, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 141 Abb. C; vgl. ebd. S. 140.

Details zu diesem Werk

Pinsel in Braun über schwarzer Kreide auf bräunlichem Papier 259mm x 413mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21805a Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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