Adriaen van der Cabel

Klassische Landschaft, nach 1668

Nach seiner Rückkehr aus Italien lebte Adriaen van der Cabel von etwa 1668 bis zu seinem Tod in Lyon. Die reiche französische Handelsstadt lag auf der Route nach Italien und war bei den südwärts reisenden Künstlern als Zwischenstation beliebt. Durch die Publikation von insgesamt acht sechsteiligen Radierungsfolgen leistete Van der Cabel in dieser Zeit einen wesentlichen Beitrag zu der Verbreitung der „Idealen Landschaft“ – einer im mittleren 17. Jahrhundert in Rom von Nicolas Poussin (1594–1665) und seinem Schwager Gaspar Dughet (1615–1675) entwickelten Gattung. Mit dem vorliegenden Blatt besitzt die Hamburger Kunsthalle eine der seltenen Entwurfszeichnungen: Die gegriffelte Darstellung stimmt im Gegensinn mit der annähernd maßgleichen Radierung überein (B. 35).(Anm.1) Beispielhaft für den von den Franzosen entwickelten Landschaftstyp ist die Komposition mit der parallelen Schichtung der Raumzonen, die durch schlanke Baumstämme vertikal akzentuiert und seitlich eingefasst werden. Die Gebäudegruppe im Mittelgrund erinnert an das Kloster in Grottaferrata bei Rom.(Anm.2)
Harzens Verweis „Perignon“ bezieht sich vermutlich auf die Sammlung des französischen Italienfahrers Alexis Nicolas Pérignon, die Zeichnung kann jedoch auf dessen Pariser Auktion vom 10. 12. 1817 nicht eindeutig nachgewiesen werden.(Anm.3)

1 Die Radierung wurde in Paris von N. Robert herausgegeben als viertes Blatt der fünften Folge; sie ist mit 223 x 344 mm etwas kleiner als das Hamburger Blatt. Ein in gleicher Manier gearbeiteter Radierungsentwurf Van der Cabels (zu B. 44) befindet sich in Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 9999 (206 x 334 mm), Maria Teresa Caracciolo: Adriaen van de Cabel et le Mythe visuel de l'Italie, in: Gazette des Beaux-Arts 142, 2000, S. 93-108, Abb. 14 (mit falscher Bildunterschrift); vgl. auch den ohne Weißhöhung gezeichneten Entwurf zu B. 30, ebd. Inv.-Nr. 10000, Maria Teresa Caracciolo: Adriaen van de Cabel et le Mythe visuel de l'Italie, in: Gazette des Beaux-Arts 142, 2000, S. 93-108, Abb. 11. Ein flüchtigerer Radierungs-entwurf zu B. 3 befindet sich in Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 1493, Teréz Gerszi: 17th-Century Dutch and Flemish Drawings in the Budapest Museum of Fine Arts, Budapest 2005, Nr. 47.
2 Darauf verwies Wagner, in: Eckhard Schaar: Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994; vgl. Inv.-Nr. 21675 und Inv.-Nr. 21710.
3 Lugt Ventes 9256, vgl. die summarisch erfassten ungerahmten Zeichnungen S. 28, Nr. 120 („Dix Dessins par Maes, Brueghel, etc., etc.“) oder Nr. 122 („Six dessins par le Poussin, Subleyras, etc., etc.“).

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz, Pinsel in Grau und Deckweiß auf graubraunem Papier; Griffelspuren; Rückseite geschwärzt; Einfassungslinien (links und unten Feder in Schwarz, rechts schwarzer Kreide) 236mm x 349mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21782 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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