Paul Bril
Landschaft mit Pan und Syrinx, um 1610
Die Zeichnung diente Bril als „modello“ für ein Gemälde von 1620, das sich heute in San Francisco befindet.(Anm.3) Entstanden ist das Blatt jedoch wohl um 1610 – Ruby verwies auf den kompositorischen Einfluss Elsheimers, der 1610 starb.(Anm.4) In der disziplinierten Wiedergabe der Vegetation ist das Blatt anzuschließen an eine 1609 datierte Zeichnung in London und eine undatierte Flusslandschaft in Wien.(Anm.5) Diese Zusammenhänge sprechen gegen die von Gerszi in einer undatierten Kartonnotiz formulierten Zweifel an Brils Autorschaft.
Die Zeichnung bzw. eine wohl nicht mehr erhaltene Werkstattkopie diente als Vorlage für einen Stich Willem van Nieulandts (II).(Anm.6) Darüber hinaus gibt es zwei gezeichnete und eine gemalte Kopie.(Anm.7) Die Komposition der Zeichnung wurde zudem von Kerstian de Keuninck (um 1586–1661) für ein Gemälde in Wiesbadener Privatbesitz übernommen, und die Figuren begegnen auf einem Gemälde dieses Künstlers in Wien.(Anm.8) Auf die linke Vordergrundpartie greift ein Gemälde des Gillis Neyts in Lübeck zurück.(Anm.9)
Annemarie Stefes
1 Vgl.Michiel C. Plomp: Hartstochtelijk verzameld: beroemde tekeningen in de 18de-eeuwse Hollandse collecties, Ausst.-Kat. Haarlem, Teylers Museum, Paris, Institut Néerlandais, Paris, Hôtel Turgot, Paris 2001, S. 27, Nr. XVIII.
2 Vgl. Hans-Ulrich Beck: Anmerkungen zu den Zeichnungssammlungen von Valerius Röver und Goll van Franckenstein, in: Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek 1981, S. 111-125, S. 112.
3 San Francisco, The M. H. de Young Memorial Museum, Inv.-Nr. 49.11, Ausst.-Kat. Montreal 1990, Nr. 26.
4 Louisa Wood Ruby: Paul Bril: The Drawings, Turnhout 1999, S. 21 und Anm. 164.
5 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895,0915.1029, Ruby 1999, Nr. 65; Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8046, ebd. Nr. 69.
6 Hollstein deest, wohl Teil der Serie H. 76–111, die größtenteils nicht auf eigenhändige Bril-Zeichnungen zurückgeht; der mit dem Hamburger Blatt korrespondierende Stich bildet hier eine Ausnahme, vgl. Louisa Wood Ruby: Paul Bril: The Drawings, Turnhout 1999, S. 47 und 107 und in einer E-Mail vom 4. 8. 2003.
7 Besançon, Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie, Inv.-Nr. D 2761; Rugby School, Warwickshire, Inv.-Nr. A 39/692; Aukt.-Kat. London, Christie’s, 18. 10. 1946, Nr. 62.
8 Wiesbaden, Privatbesitz; Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. GG 5774.
9 Lübeck, Museum für Kunst- und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, St. Annen Museum, Inv.-Nr. 1938/133, Pierre Gustot: Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Namur 2008, Abb. 12.