Jan Brueghel (der Ältere)

Die Versuchung des heiligen Antonius, um / nach 1600

Einzelne Motive lassen sich verbinden mit Jan Brueghels gemalten „Versuchungen des Hl. Antonius“, ohne dass das Blatt in direkten Bezug zu einem der beiden Bilder gesetzt werden kann.(Anm.1) Vielmehr ist es als freie Themenvariation zu verstehen. Gemäldemotive wurden aufgegriffen und neu miteinander kombiniert, beispielsweise die stehenden Versucherinnen aus dem Dresdner Bild oder das strohgedeckte, von einem Balken gestützte Dach des Wiener Gemäldes.(Anm.2)
Die fehlende Zweckbindung gibt der Zeichnung eine besondere Stellung im Œuvre Brueghels, wenngleich sie zeitlich in die Nähe der Gemälde zu setzen ist, also um 1601/04 datiert werden kann.(Anm.3) Trotz der ungewöhnlichen Schreibweise des Namens – Brueghel signierte in der Regel nur mit dem Nachnamen sowie in seltenen Fällen als „Jean“ – kann die Signatur aufgrund des mit der Zeichnung übereinstimmenden Farbtons wohl für eigenhändig erachtet werden.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. GG 667, Ertz 1979, Nr. 99; 1604, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv.-Nr. 878, ebd. Nr. 107.
2 Die Unabhängigkeit der Zeichnung wurde hervorgehoben von Klaus Ertz: Jan Brueghel der Ältere. Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Köln 1979. Im Kunsthandel Georges Sedlmajer, Genf, befand sich 1979 ein offensichtlich partiell auf das Hamburger Blatt zurückgehendes Gemälde (Korrespondenz mit Werner Hofmann, 1979, im Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle).
3 Winner, in: Pieter Bruegel als Zeichner, Ausst.-Kat. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Berlin 1975; vgl. Philippe Roberts-Jones: Brueghel. Une dynastie de peintres, Ausst.-Kat. Brüssel, Palais des Beaux-Arts, Brüssel 1980.
4 Siehe Anm. 3; vgl. auch Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, S. 227.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Braun, über Kohle, stellenweise überarbeitet mit Pinsel in Indigo (grünlich verfärbt); Einfassungslinien (Feder in Braun) 264mm x 392mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21762 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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