Diese Zeichnung galt ehemals als Werk des Jan Bruegel (I), wohl aufgrund ihrer grundsätzlichen Verwandtschaft mit Zeichnungen wie der 1612 entstandenen „Ansicht von Spa“.(Anm.1) Adler (1980) wies erstmals auf den Zusammenhang mit einem signierten Gemälde des Jan Wildens (1584/86–1653), das er aufgrund des in beiden Fällen rechts dargestellten Turmhelms der Antwerpener Kathedrale als „Winteransicht von Antwerpen“ identifizierte.(Anm.2) Dabei hielt er die eng mit dem Gemälde übereinstimmende, lediglich in der Anordnung der Staffagefiguren abweichende Zeichnung für die zugehörige Vorarbeit. Unter den gesicherten Zeichnungen Wildens’ findet sich jedoch kein Äquivalent für die breitflächige Lavierung und die flüssig verschliffenen Konturen unseres Blattes. In diesen Eigenschaften besteht eine viel engere Verbindung zu Zeichnungen Abraham Rademakers, wie von Robert-Jan te Rijdt 1994 beobachtet wurde.(Anm.3) Die stark betonten Hell-Dunkel-Kontraste verbinden mit einer in gleicher Technik gearbeiteten „Themselandschaft“ nach einer Zeichnung des Jacob Esselens,(Anm.4) während die Figurenkonturen an eine gezeichnete Kopie nach Allaert van Everdingen erinnern.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 743, Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, Abb. 28.
2 1619, Standort unbekannt, Wolfgang Adler: Jan Wildens. Der Landschaftsmitarbeiter des Rubens, Fridingen 1980, Nr. G 39.
3 Nach Ansicht des Originals (Mitteilung 28. 1. 2006).
4 Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. PD.607-1963.
5 Aukt.-Kat. Paris, Nouveau Drouot, 27. 3. 1985, Nr. 12.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung fremd: Unten rechts Stempel der Sammlung Esdaile (L. 2617); auf dem Verso in der Mitte links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten links: Stempel der Sammlung Dimsdale (L. 2426); unterhalb davon nummeriert: "8[?]36." (Feder in Grau)

• Wasserzeichen / Kettenlinien

  Buchstaben DC (ligiert)

• Provenienz

  Thomas Dimsdale (1758-1823), London (L. 2426); William Esdaile (1758-1837), London (L. 2617); auf dessen Auktion, London 1840 (Lugt, Ventes 15865) erworben von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 9: "Jan Breughel, genannt Sammet Breughel Ein breiter beeister Canal mitten in einer großen Stadt mit eingefrorenen Schiffen und Böten und lebhaftem Verkehr von Schlittschuhläufern. Reich componierte und hochvollendete {Federzeichnung}, in Bister ausgeführte Federzeichnung von vorzüglichem Effect. 10.0.7.0 Samml T. Dimsdale und Esdaile 1836."; NH Ad: 02: 01, S. 245); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

• Bibliographie

  Zeichnungen alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Niederländer, Gustav Pauli; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle, 1926, Abb. S. Taf. 9, Abb.-Nr.

  A Catalogue of the Very Important Collection of the late William Esdaile, Esq. Part III. Comprising Drawings, by Italian, German, Flemish, and Dutch Masters; which will besold by Auction,, Christie and Manson; London, 1840, S. 40, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 562

  Jan Wildens. Der Landschaftsmitarbeiter des Rubens, Wolfgang Adler, 1980, S. 36, 49, 121, Abb. S. 188, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. Z 18

  Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, Stefes, Annemarie; Herausgeber: Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, 2011, S. 454, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 845