Jan Both
Karel la Fargue, Umkreis

Ponte Molle bei Rom, um 1770-1780

Burke hielt das Blatt für eine nachträglich lavierte Ideenskizze Boths zu dessen seitengleich ausgerichteter Radierung H. 5 (198 x 275 mm). Das ist insofern auszu-schließen, als der weiche Strich und der stumpfe, körnige Farbabrieb das Werk als einen Gegendruck kennzeichnen. Dieser könnte tatsächlich von einem ersten Radierungsentwurf Boths abgenommen worden sein – ein derartiges Verfahren war nicht unüblich, um die Wirkung des gegenseitig ausgerichteten Stiches zu testen. Auch die Abweichungen im Detail – etwa der Mann mit einem Maultier rechts, den auf der Radierung eine Händlergruppe ersetzt – würden mit dieser Deutung konform gehen.
Mit Kreide und Pinsel wurde das Blatt wohl im 18. Jahrhundert überarbeitet, was zu der mit Boths Hand unvereinbar plumpen Gesamtwirkung führte. Ähnlich gearbeitet sind Fälschungen des Karel la Fargue, und auch der stilistische Vergleich mit Werken dieses Künstlers setzt die Überarbeitungen zumindest in den engeren Umkreis La Fargues.(Anm.1)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Charles Dumas, Michiel C. Plomp: Karel la Fargue (1738-1793) as a forger of seventeenth-century Dutch drawings, in: Oud Holland 112, 1998, S. 1-76, Nr. 1, 58, 59 und 164. Beide Autoren halten eine Entstehung im Umkreis La Fargues für möglich.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide (Abklatsch), von späterer Hand überarbeitet mit Kreide und Pinsel in Grau; Einfassungslinien (schwarze Kreide) 207mm x 321mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21740 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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