Jan Frans van Bloemen, (?)
Pieter van Bloemen, (?)

Südliche Landschaft mit einem halb abgestorbenen Eichbaum

Busiri Vici akzeptierte nur 31 eigenhändige Zeichnungen des Jan Frans van Bloemen; das vorliegende Blatt wurde in seinem Werkverzeichnis (1974) nicht aufgenommen.
Grundsätzlich wäre es in Format, Motiv, Stil und Technik anzuschließen an eine für authentisch erachtete Zeichnung in Leiden,(Anm.1) und der nasse Farbauftrag erinnert an Van Bloemens Rom-Veduten der späten 1690er Jahre.(Anm.2) Nicht mit Jan Frans van Bloemens Hand zu vereinbaren ist hingegen das ondulierend bewegte Spiel der Äste: Das Leidener Blatt wirkt ungleich natürlicher in der schlichten Anlage der vom Rand beschnittenen Zweige als der dem vertikalen Format eingepasste Baum der Hamburger Zeichnung. Ungewöhnlich für Jan Frans van Bloemen ist darüber hinaus das zweifach in Szene gesetzte Motiv der abgestorbenen Eiche. Diesem Bildgegenstand kann man hingegen im Œuvre seines älteren Bruders Pieter van Bloemen wiederholt begegnen,(Anm.3) und auch die schlangenartig gewundenen Äste finden sich auf Zeichnungen, die dieser während seines Rom-Aufenthaltes (1685–93) anfertigte.(Anm.4) Vielleicht wäre angesichts dieser Zusammenhänge die Autorschaft Pieter van Bloemens eher in Betracht zu ziehen.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-P-AW 434 (350 x 220 mm), Andrea Busiri Vici: Jan Frans Van Bloemen Orizzonte e l'origine del paesaggio romano settecentesco, Rom 1974, Nr. 20d.
2 „Ansicht des Forum Romanum“, 1695, St. Petersburg, Staatliches Museum Eremitage, Inv.-Nr. 5864, Andrea Busiri Vici: Jan Frans Van Bloemen Orizzonte e l'origine del paesaggio romano settecentesco, Rom 1974, Nr. 8d; „Rom-Ansicht mit einem Turm“, 1699, ebd., Inv.-Nr. 5865, Andrea Busiri Vici: Jan Frans Van Bloemen Orizzonte e l'origine del paesaggio romano settecentesco, Rom 1974, Nr. 9d.
3 Vgl. die „Reiter an einer Pferdetränke“, Aukt.-Kat. Paris, Drouot Richelieu, 25. 6. 1999, Nr. 37.
4 Z. B. in einem Album mit Rom-Ansichten, Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 6. 7. 2005, Nr. 138, fol. 25; das Format des Buches (320 x 208 mm) steht dem der Hamburger Baumstudie recht nahe.
5 In einem Brief von Lisa Oehler vom 18. 3. 1967 wurde unser Blatt als Werk des Pieter van Bloemen aufgeführt.

Details zu diesem Werk

Pinsel in Braun und Schwarz über Graphit; Einfassungslinien (Pinsel in Braun) 337mm x 233mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21717 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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