Dirck van Bergen
Rinder, Schafe und Ziegen an einem Brunnen, 1690
Für diese ausgesprochen bildmäßig gearbeitete Zeichnung wählte Dirck van Bergen das Pergament als Trägermaterial, ähnlich wie viele seiner Zeitgenossen, darunter auch der mit ihm befreundete Jan van der Meer (II) (vgl. Inv.-Nr. 39465). Experimente mit dieser Technik finden sich im Bereich des Weidebildes bereits in den 1650er Jahren, z. B. bei Paulus Potter und Adriaen van de Velde.(Anm.1) Das kostbare Material eignete sich besonders für farbig ausgearbeitete Zeichnungen: Die glatte Oberfläche verlieh den Farben einen juwelenhaften Schimmer, der von den anspruchsvollen Kunstkennern des ausgehenden 18. Jahrhunderts sehr geschätzt wurde. Anders als bei den einflussreichen Künstlern der Vorgängergeneration um Nicolaes Berchem und Adriaen van de Velde lag bei Van Bergen der künstlerische Schwerpunkt nicht auf der Invention, sondern auf Ausführung und Technik. Dieser Hang zum Dekorativen ist charakteristisch für das Pastoralgenre seiner Zeit. Damit einher ging ein versatzstückhafter Gebrauch einzelner Staffagefiguren, die in unterschiedlicher Varianz einzelne Werke motivisch miteinander verklammern. Im Falle der Hamburger Zeichnung betrifft dies zum Beispiel den stehenden Stier und die liegende Kuh, die leicht abgewandelt auf einer undatierten Zeichnung in Leiden wiederzufinden sind.(Anm.2) Das liegende Kalb wiederum ist auch auf einem Gemälde in Amsterdam dargestellt.(Anm.3)
Annemarie Stefes
1 Paulus Potter, „Hirten mit ihrer Herde“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1910,0212.169, Amy L. Walsh, Edwin Buijsen, Ben Broos: Paulus Potter. Paintings, Drawings and Etchings, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 1994, Nr. 38; Adriaen van de Velde, „Landschaft mit Reiter und Hirtin“, Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s, 14. 11. 1994, Nr. 69, Angelique van den Van den Eerenbeemd: De italianiserende tekeningen van Adriaen van de Velde, in: Delineavit et Sculpsit 30, 2006, S. 1-64, Nr. 64.
2 Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-P-AW 1172.
3 Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-37.