Cornelis Pietersz. Bega

Sitzende Mutter mit Kind, um 1658-1660

Die alte Zuschreibung an Bega wurde von Scott (1984) akzeptiert, die das Blatt der „Übergangsphase“ um 1658/60 zuordnete, als eine der frühesten Studien einer sitzenden Frau. Charakteristisch für Begas Hand sind die weich definierten Gesichtszüge, die fein schraffierten Hautpartien und die mit großzügigem Strich markierten Draperien. Dunkle Schatten lassen die Figur plastisch hervortreten. Wohl von späterer Hand wurde der Hintergrund blaugrau abgetönt.(Anm.1)
Die junge Frau mit dem malerisch um die Haare geschlungenen Tuch ist ein im Œuvre Begas wiederkehrendes Motiv. Studien nach demselben Modell in schwarzer Kreide oder Rötel befinden sich u. a. in London, Boston, Paris und in niederländischem Privatbesitz.(Anm.2) Auf unserem Blatt posiert die junge Frau als Mutter: Ein zusammengeknülltes Stoffbündel markiert den Säugling auf ihrem Schoß.
Vergleichbare Figuren begegnen auch im gemalten Œuvre des Künstlers.(Anm.3) Zwar konnte ein direkter Rückgriff auf unsere Zeichnung bislang nicht nachgewiesen werden, doch ist davon auszugehen, dass das Blatt als Ausgangspunkt für derartige Gemäldefiguren diente.

Annemarie Stefes

1 Mary Ann Scott: Cornelis Bega (1631-1664) as Painter and Draughtsman, , University of Maryland, Diss. 1984 sah in der Hamburger Zeichnung einen der spätesten Fälle für eigenhändige Tuschlavierung. Die Figurenstudien Begas sind jedoch in der Regel unlaviert.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.41; Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 4. 11. 2003, Nr. 75; London, Courtauld Institute of Art, Inv.-Nr. D.1952.RW.1513, Mary Ann Scott: Cornelis Bega (1631-1664) as Painter and Draughtsman, , University of Maryland, Diss. 1984, Nr. D21 mit Gegendruck in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Ff, 4.117, ebd. D20; bei etwas abweichender Kostümierung: Cambridge (Mass.), Harvard Art Museum/Fogg Museum, Sammlung Maida und George Abrams, Promised Gift, Inv.-Nr. 25.1998.93, William S. Robinson, Peter Schatborn: Seventeenth-Century Dutch Drawings - A Selection from the Maida and George Abrams Collection, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Wien, Graphische Sammlung Albertina, New York, The Pierpont Morgan Library, Cambridge (Mass.), The Fogg Art Museum 1991, Nr. 93; Vorden, Sammlung V. d. S., Peter Schatborn: Dutch Figure Drawings from the seventeenth century, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Washington, National Gallery of Art, Den Haag 1981, Nr. 8, Scott 1982, Nr. D31; Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 5112, Rembrandt and his Century. Dutch Drawings of the Seventeenth Century from the Collection of Frits Lugt, Ausst.-Kat. New York, The Pierpont Morgan Library, Paris, Institut Néerlandais 1977-1978, Nr. 6 mit weiteren Verweisen, Mary Ann Scott: Cornelis Bega (1631-1664) as Painter and Draughtsman, , University of Maryland, Diss. 1984, Nr. D34.
3 Z. B. auf einer „Bauernstube“ aus der Sammlung des Duke of Sutherland, Mertoun (Roxburghshire), St. Boswells, wo der Kopf des Säuglings mit einer ähnlichen Draperie umschlungen ist, Scott 1984, Nr. 62; „Bauernfamilie“, 1661, Standort unbekannt, Wien, Gallerie Pallamar, November 1971, ebd. Nr. 63; „Interieur mit musizierendem Paar“, Schottischer Privatbesitz, ebd. Nr. 131.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, blaugrau laviert; Einfassungslinien (Feder in Braun) 244mm x 182mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21683 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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