Hendrick van Balen (der Ältere), Zeichner

Mose schlägt Wasser aus dem Felsen, um 1596

Verso: Teilstudie eines sitzenden weiblichen Aktes

Die Darstellung des Wasserwunders aus 2. Mose 15, 22–27 steht in enger stilistischer Nähe zu einer 1596 datierten Zeichnung Van Balens in München.(Anm.1) Dies könnte auf eine Entstehung noch während Van Balens Rom-Aufenthalt deuten; der Einfluss Johann Rottenhammers, wie er in Figuren wie dem sitzenden Rückenakt zu beobachten ist, wäre dann auf eine direkte Begegnung beider Künstler um 1596 zurückzuführen.(Anm.2)
Motive wie die sitzenden Kinder im Vordergrund verbinden das Blatt mit einem Gemälde aus dem frühen 17. Jahrhundert.(Anm.3) Der sitzende Rückenakt begegnet ähnlich auf Van Balens 1608 datierter „Hochzeit von Peleus und Thetis“.(Anm.4) Eine unvollendete Skizze auf dem Verso variiert diese Figur mit erhobenem Kopf und Arm und kommt darin der Repoussoirfigur auf Van Balens um 1620 entstandenen Münchner „Göttermahl“ nahe.(Anm.5)
Die Schreibweise der Signatur, soweit erkennbar, gleicht der einer Zeichnung von 1605.(Anm.6) Verwandte Blätter im Rundformat befinden sich in Montpellier und Amsterdam.(Anm.7) Schapelhouman hielt das Amsterdamer Blatt für den Entwurf zu der Bodenfläche einer Silberschale.(Anm.8) Eine vergleichbare Funktion ist – auch aus thematischer Sicht – für die Hamburger Zeichnung denkbar.
Die rückseitige Zuschreibung mit Preisangabe („V Bale 3“) ist von gleicher Hand wie die Annotationen auf Inv.-Nrn. 22735, 22252, 23030, 22547 und 23029 und geht wohl zurück auf einen holländischen Kunsthändler des frühen 18. Jahrhunderts. Stijn Alsteens konnte eine gleichartige Beischrift auf einer Vellert-Zeichnung in Frankfurt am Main identifizieren.(Anm.9)

Annemarie Stefes

1 „Hochzeit von Bacchus und Ariadne“, München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1089, Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, Nr. C7.
2 Vgl. Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, S. 48; vgl. auch Ingrid Jost: Drei unerkannte Rottenhammerzeichnungen in den Uffizien, in: Album Discipulorum Prof. Dr. J. G. van Gelder, Utrecht 1963, S. 67-78, S. 114.
3 „Das Wasserwunder des Mose“, Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Inv.-Nr. 981, Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, Nr. A 5; vgl. auch zwei weitere gemalte Fassungen des „Wasserwunders“ aus dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, an jeweils unbekanntem Standort, Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, Nr. A 6 und A 7.
4 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv.-Nr. 920, Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, Nr. A 110.
5 München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 848, Ingrid Jost: Drei unerkannte Rottenhammerzeichnungen in den Uffizien, in: Album Discipulorum Prof. Dr. J. G. van Gelder, Utrecht 1963, S. 67-78, Abb. 27.
6 „Diana und Actäon“, Antwerpen, Stedelijk Prentenkabinet, Inv.-Nr. A XLV.10, Werche 2004, Nr. C 10; vgl. Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, S. 225.
7 „Diana und Callisto“, Montpellier, Musée Fabre, Inv.-Nr. 837.1.164, Bettina Werche: Hendrick van Balen (1575-1632). Ein Antwerpener Kabinettmaler der Rubenszeit, Pictura Nova. Studies in the 16th and 17th Century Flemish Painting and Drawing, Bd. 7, Turnhout 2004, Nr. C. 11; „Die vier Elemente“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1971-36, ebd. Nr. C 14.
8 Marijn Schapelhouman: Nederlandse tekeningen omstreeks 1600, Catalogue of the Dutch and Flemish drawings in the Riksprentenkabinet, Rijksmuseum Amsterdam, Bd. 3, 's Gravenhage 1987, S. 6.
9 Vorgestellt auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle; Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. N. 721.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert über Graphit, überarbeitet mit blauer Kreide und Pinsel in Grün; Einfassungslinie (Feder in Braun) Technik Verso: Graphit 170mm x mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21670 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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