Michelangelo (Kopist)

Kreuzigung Petri (nach dem Wandfresko in der Cappella Paolina)

Michelangelos um 1545 entstandene Wandmalerei der „Kreuzigung Petri“ in der Cappella Paolina im Vatikan hat deutlich weniger großen Einfluss auf die zeitgenössischen Künstler ausgeübt als die Fresken in der Sixtinischen Kapelle.(Anm.1) Dennoch lassen sich interessante Rezeptionsbeispiele benennen: Sie reichen vom freien künstlerischen Anverwandlungen wie z. B. bei Daniele da Volterra (vgl. Inv.-Nr. 21237) bis hin zu rein reproduzierenden Wiedergaben. Innerhalb dieser Gruppe zählt das Hamburger Blatt offensichtlich zu den wenigen erhaltenen großformatigen Beispielen, die die gesamte Komposition wiedergeben. Georg Ernst Harzen hat bei seiner Zuordnung an Marcello Venusti gedacht. Später wurde das Blatt bei den anonymen Italienern eingeordnet. Eine genaue Bestimmung ist nicht möglich, da der Zeichenstil bei dieser Kopie zu wenig ausgeprägt erscheint. Deutlich erkennbar ist aber, dass der Zeichner die großartige Komposition Michelangelos verschlechterte. Vor allem veränderte er die stärker in die Breite angelegte Komposition in ein Hochformat. Hierdurch entstanden große Leerflächen – so unterhalb des Kreuzes und in der Himmelszone –, durch die die Spannung der Bildanordnung verringert wird. Aufgrund des Zeichenstils dürfte die Kopie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein.

David Klemm

1 Dieser vorsichtige Schluss ist z. B. ersichtlich aus der weit auseinanderklaffenden Anzahl von Kopien und Nachzeichnungen nach beiden Kunstwerken in der Sammlung des Louvre. Vgl. Musée du Louvre. Département des arts graphiques. Inventaire général des dessins italiens VI: Michel-Ange Élèves et copistes, bearb. v. Paul Joannides unter Mitarbeit v. Véronique Goarin, Catherine Scheck, Paris 2003, S. 297.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert; montiert und mit mehrfacher Rahmung versehen 520mm x 397mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21560 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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