Anonym, 2. Drittel 16. Jahrhundert (italienisch)

Hl. Hieronymus in der Höhle, um 1570/1600

Die sorgfältig ausgeführte Zeichnung mit dem „Hl. Hieronymus im Gebet“ dürfte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Die Zusammenstellung der Attribute des Heiligen wirkt additiv. Etwas unbestimmt ist der räumliche Bezug der Szene mit der seltsamen Mischung aus Höhle und Studierstube. Christiane Wiebel wies darauf hin, dass sich in der Darstellung des knienden Heiligen in Anbetung des Kreuzes und beim links unten liegenden Löwen Ähnlichkeiten zu einem Kupferstich von Giovanni Battista Franco zeigen.(Anm.1) In der starken Drehung des Körpers sind jedoch auch manieristische Einflüsse erkennbar. Andrea Czére schlug Lelio Orsi als Zeichner vor, doch wurde von den Teilnehmern des Hamburger Symposiums im Oktober 2005 eine spätere Entstehung angenommen.(Anm.2) Georg Ernst Harzen dachte an den Bologneser Kunstkreis. So findet sich etwa bei Dionisio Calvaerts Darstellung des „Heiligen Petrus“ in der Galleria Sabauda in Turin eine vergleichbare Lösung des rechten Beines und der gefalteten Hände.(Anm.3) Die weite Ausführung der Komposition wie auch die Durchritzung deuten darauf hin, dass das Blatt als Vorzeichnung für eine bislang nicht nachweisbare Druckgraphik gedient haben könnte.

David Klemm

1 Briefliche Mitteilung, 14.11 2006.
2 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28.10.2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
3 Galleria Sabauda Maestri Italiani, bearb. v. Noemi Gabrielli, Turin 1971, S. 89, Nr. 230, Abb. 257 auf Taf. 107.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, weiß gehöht, braun laviert; hinterlegt 190mm x 140mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21549 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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