Anonym, Florenz, 2. Hälfte 15. Jahrhundert

Maria mit dem Christuskind auf dem Schoß

Die Zeichnung wurde von Harzen als Arbeit des Domenico Ghirlandaio eingestuft, im Hamburger Kabinett dann aber zunächst Filippino Lippi und schließlich einem schwachen Nachahmer dieses Künstlers zugeordnet. Zu beiden Malern lassen sich zeichentechnisch oder motivisch keine überzeugenden Bezüge herstellen. Generell ist eine genaue Einordnung schwierig, wie Lorenza Melli (Anm.1) und Hein-Th. Schulze Altcappenberg (Anm.2) bestätigten. Sicher scheint eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im florentinischen Kunstkreis. Lorenza Melli schlug vor, dass es sich um die Zeichnung eines Bildhauers handeln könne, da die Falten des Gewandes auffallend plastisch dargestellt sind. Deshalb auf einen Bildhauer zu schließen, erscheint zwar denkbar, ist aber letztlich hypothetisch, da bislang wenig Bildhauerzeichnungen aus dem Quattrocento nachweisbar sind. Eine Desiderio da Settignano zugeschriebene Zeichnung mit verschiedenen Madonnen und Christus-Darstellungen ist z. B. keineswegs plastisch, sondern eher flächig angelegt.(Anm.3)

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, November 2007.
2 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 24. 4. 2008.
3 Los Angeles, J. Paul Getty Museum, Inv.-Nr. 88.GG.107. Vgl. European Drawings 2. Catalogue of the Collections, bearb. v. George R. Goldner, Lee Hendrix unter Mitarbeit v. Kelly Pask, Malibu 1992, S. 54–55.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun; aufgezogen 152mm x 143mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21535 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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