Anonym, Florenz (?), Ende 15. / Anfang 16. Jahrhundert

Gewandstudie

Die Zeichnung gelangte 1854 bei der Nachlassauktion des Händlers Woodburn als Leonardo in den Kunsthandel. Georg Ernst Harzen folgte dieser Einschätzung, obgleich das Blatt keine der für Leonardos Gewandstudien typischen und viel gerühmten Qualitäten aufweist.(Anm.1) Weder hinsichtlich der Plastizität noch der Brillanz der Weißhöhungen vermag das Hamburger Blatt an diese Studien heranreichen. Doch auch im Vergleich zu anderen Künstlern des Quattrocento – z. B. Lorenzo di Credi oder Filippo Lippi – fällt die Studie durch ihre flache, wenig inspirierte Wiedergabe der Stofflichkeit und Faltenanordnung auf.(Anm.2)
Bei der Zeichnung dürfte es sich demnach – wie auch Lorenza Melli bestätigte – weniger um eine vorbereitende Gewandstudie als wohl vielmehr um die trockene Kopie nach einer Zeichnung oder einem malerischen Vorbild handeln.(Anm.3) Eine Entstehung im Wirkungszeitraum der oben genannten Künstler ist wahrscheinlich.

David Klemm

1 Zu Leonardos Gewandstudien vgl. Leonardo da Vinci: Die Gewandstudien. Mit Texten v. Françoise Viatte, Carlo Pedretti, André Chastel, München, Paris, London 1989.
2 Ebd.
3 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, November 2007. Dieser Einschätzung stimmte auch Hein–Th. Schulze Altcappenberg zu. Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 23. 4. 2008.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, weiß gehöht 205mm x 190mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21481 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback