Die unsignierte Zeichnung eines männlichen Kopfes im Profil gelangte bereits unter der Zuschreibung an Bartolommeo Pinelli in die Sammlung. Diese Einschätzung geht sicherlich auf die Stifterin Susette Sillem zurück. Sie hat dieses Blatt sowie die anderen zeitgenössischen italienischen Zeichnungen, die sie 1866 dem Kunstverein vermachte, mit großer Wahrscheinlichkeit direkt in Italien erworben, wo sie verlässliche Informationen über die Autorschaft der Blätter erhalten haben wird.
Eine zusätzliche Stütze erhält diese Zuschreibung durch eine ebenfalls Pinelli zugeschriebene Studie eines Männerkopfes im Profil in Kopenhagen.(Anm.1) Beide Zeichnungen sind schnell und mit relativ dickem Bleistift ausgeführt. Beim Hamburger Kopf sind einige wenige Details, so die Nase und das Kinn, leicht korrigierend übergangen. Pinelli gelingt es mit wenigen Strichen, die in Stärke und Dichte modellierend aufgetragen sind, die Physiognomie der unbekannten Persönlichkeiten zu verlebendigen. In dieser Art der Porträtskizze steht er in krassem Gegensatz zu vielen Zeitgenossen, die sehr feine Bleistift- bzw. Federskizzen bevorzugten.
Angesichts der Ausdruckskraft der Porträts ist es erstaunlich, dass bislang nur zwei Beispiele dieser Art nachweisbar sind.

David Klemm

1 Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kobberstiksamling, Inv.-Nr. TV 18/95, Bleistift, 92 x 105 mm.

Details zu diesem Werk

• Provenienz

  Susanne Elisabeth Sillem (1785-1865), Hamburg (nicht bei Lugt), Vermacht 1866 an die "Städtische Gallerie in Hamburg" [Geschenke an Kunstwerken Slg 505 / 127-56.6 S ]; 1868 in die Kunsthalle übernommen

• Bibliographie

  Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, David Klemm; Herausgeber, 2009, S. 393, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 275