Anonym (italienisch?, 16. Jh.)

Sechs Studien von Kapitellen, um 1550 (?)

Die Zeichnung steht im Zusammenhang mit den seit dem 15. Jahrhundert intensiv vorgenommenen Antikenstudien. In der Anordnung erinnert die Folge der sechs Kapitelle an Darstellungen im Codice Destailleur.(Anm.1) Während es sich dort zumindest teilweise um Wiedergaben von antiken Vorbildern handeln dürfte, wirken die Hamburger Kapitelle eher wie Phantasieschöpfungen. Ähnliche Architekturdetails finden sich seit dem Codex Coner mehrfach, beispielsweise auch im Kasseler Kodex A 45, 38v, oder bei Jacques Ducerceau und anderen Künstlern.(Anm.2) Dabei ist zu beobachten, daß einzelne Motive - wie z. B. die anstelle der Voluten gesetzten Widderköpfe, auch im Codex Destailleur nachweisbar sind.(Anm.3) Auffallend ist, daß das vegetabile Element stark zurückgedrängt ist.
Im Codex Destailleur ähnelt die Anordnung der Kapitelle einer Ansammlung von Musterbeispielen. Das Hamburger Blatt könnte – bei einer nicht so streng geordneten Reihung der Kapitelle – ebenfalls eine Art Musterkollektion geboten haben.
Eine nähere Bestimmung des ehemals Baldassare Peruzzi (1481-1536) zugeschriebenen Blattes ist nicht möglich. Hubertus Günther wies darauf hin, daß das Blatt ebenso gut von einem Italiener wie von einem Niederländer oder Franzosen stammen könnte. Es dürfte in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden sein.(Anm.4)

David Klemm

1 Luca Leoncini: Il Codice detto del Mantegna. Codice Destailleur OZ 111 della Kunstbibliothek di Berlino, Rom 1993, S. 146-149.
2 Frdl. Hinweis von Hubertus Günther, E-Mail 27.10.2006.
3Luca Leoncini: Il Codice detto del Mantegna. Codice Destailleur OZ 111 della Kunstbibliothek di Berlino, Rom 1993, S. 147.
4 Frdl. Hinweis von Hubertus Günther, E-Mail 27.10.2006.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert 282mm x 160mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21312 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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