Offensichtlich hat die alte Aufschrift Georg Ernst Harzen veranlasst, die lebendige Zeichnung dem Bologneser Künstler Lorenzo Pasinelli (1629–1700) zuzuschreiben. Doch weder der Zeichenstil noch die Komposition lassen sich überzeugend mit diesem Künstler verbinden. Für Andrea Czére, die als erste die Szene als Begebenheit aus der Joseph-Erzählung deutete, steht der Bezug zum Kunstkreis Bologna-Emilia außer Frage.(Anm.1) Sie brachte die bislang unbeachtete Zeichnung versuchsweise mit dem Bolognesen Giovanni Antonio Burrini (1656–1727) in Verbindung, von dem sich ähnliche Kompositionen mit Halbfiguren nachweisen lassen.(Anm.2)

David Klemm

1 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28.10.2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Ebd.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung fremd: Auf dem Verso oben rechts nummeriert: "8" (Feder in Schwarz); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon bezeichnet und nummeriert: "Pasinelli Z = N 175" (Feder in Schwarz); unten links bezeichnet: "13.9 . 9.6" (Bleistift)

• Wasserzeichen / Kettenlinien

  WZ: Doppelkonturiger Anker im Kreis mit sechszackigem Stern darüber, darunter Buchstabe „F“[?]; nicht identifiziert.

• Provenienz

  Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 217 (als Lorenzo Pasinelli); NH Ad : 01 : 03, fol. 103: "Gruppe von zwey Männern mit einem Kinde. Halbfiguren. Leicht mit dem Pinsel in Seppia ausgeführt. 13.9. 9.6"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

• Bibliographie

  Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, David Klemm; Herausgeber, 2009, S. 446-447, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 723