Paolo Farinati (auch: Farinato), zugeschrieben
Landschaft mit der Hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten, 1587
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwarfen nur wenige italienische Zeichner groß angelegte Weltlandschaften. Dabei spielen die Menschen – wie hier die Heilige Familie vorne links – zumeist nur eine untergeordnete Rolle. Das Blatt verarbeitet Einflüsse aus dem Tizian-Umkreis und Motive niederländischer Künstler, die wie Pieter Bruegel im 16. Jahrhundert durch Italien reisten. So verwundert es nicht, dass Ann Sutherland Harris mit Pozzoserrato einen flämischen Künstler als Zeichner vorschlug.(Anm.1)
Die Zeichnung weist eine alte Zuordnung zum Veroneser Kunstkreis auf, eine Einschätzung die John Gere per Kartonnotiz bestätigte. Dillon stellte ebenfalls per Kartonnotiz eine Verbindung zu Battista del Moro (1514–1573) zur Diskussion. Engere Bezüge bestehen aber doch wohl zu der in Verona tätigen Künstlerfamilie Farinati. So wurde das Blatt wohl von einem früheren Sammler dem Giovanni Battista Farinati (1570– nach 1605), dem Sohn des berühmteren Paolo, zugewiesen. Dieser Ansicht folgte William Ottley. Diese Zuschreibung wäre, wenn man das angegebene Datum 1587 als verlässlich nimmt, angesichts des jungen Alters des Künstlers wenig wahrscheinlich. Georg Ernst Harzen schlug dagegen Paolo Farinati vor. Diese Zuweisung wurde seitdem beibehalten und 2000 von Sergio Marinelli ohne Zweifel bestätigt. Sicherlich erinnern die kleinen Figuren im Vordergrund an Farinatis Zeichenstil und Figurendarstellungen. Da sich jedoch keine weiteren vergleichbaren Landschaftsdarstellungen für ihn nachweisen lassen, bleibt die Attribution zumindest problematisch.(Anm.2)
David Klemm
1 Undatierte Kartonnotiz.
2 Cinque secoli di disegno veronese, bearb. v. Sergio Marinelli, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi LCCCVI, Ausst.-Kat. Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Florenz 2000, S. 70.