Carlo Dolci

Der Hl. Filippo Benizzi in der Glorie, um 1640

Harzens Zuschreibung des Blattes an Carlo Dolci ist niemals bezweifelt worden. Odoardo Giglioli hob die Qualität des Gewandes und die elegante Schönheit der Hände hervor. Aufgrund der Forschungen von Francesca Baldassari konnte die Zeichnung als Vorstudie des um 1640 entstandenen Gemäldes „Der Heilige Filippo Benizzi in der Glorie“ in Brest bestimmt werden.(Anm.1) Besonders ähnlich sind die gesamte Körperhaltung wie auch speziell die Wiedergabe der Finger. Eine weitere, sehr ähnliche Vorstudie wurde 1901 im Berliner Kunsthandel angeboten.(Anm.2) Wie intensiv sich Dolci mit diesem Heiligen beschäftigt hat, belegt eine sorgfältig ausgeführte aquarellierte Studie, die sich heute in der Pierpont Morgan Library in New York befindet.(Anm.3)
Pauli deutete den Heiligen noch als Franziskus, doch gelang Baldassari die richtige Identifizierung mit dem bedeutenden Geistlichen Filippo Benizzi (1233–1285). Dieser studierte zunächst Philosophie und Medizin, bevor er 1252 in den Servitenorden eintrat. Nachdem Benizzi drei Jahre als Eremit auf dem Monte Senario gelebt hatte, stieg er zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des Ordens auf. Das mit der Hamburger Zeichnung verbundene Gemälde dokumentiert die anhaltende Verehrung Benizzis in der Bevölkerung, die 1671 in seiner Heiligsprechung gipfelte.

David Klemm

1 Brest, Musée Municipal, Inv.-Nr. 82.11.1; Francesca Baldassari: Carlo Dolci, Turin 1995, S. 67–71.
2 Aukt.-Kat. Berlin, Amsler & Ruthardt, 14.–15. Mai 1901, Nr. 337; vgl.Francesca Baldassari: Carlo Dolci, Turin 1995, S. 68, mit Abb.
3 Inv.-Nr. 1991.39. Francesca Baldassari: Carlo Dolci, Turin 1995, S. 68.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, Rötel 400mm x 284mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21185 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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