Anonym, Florenz, 3. Drittel 16. Jahrhundert (?)
Studie eines Geistlichen (Apostel ?)
Verso: Giebelkonstruktion
Die Diskussion dieser Studie eines stehenden Mannes führte zu vielfältigen Attributionen. Von der Gabelentz erkannte in der Zeichnung noch Charakteristika der Hochrenaissance und fühlte sich an Arbeiten Andrea del Sartos erinnert. Berenson schrieb die Zeichnung Pontormo zu. Harzen dachte dagegen an Ludovico Cigoli, während Alessandro Cecchi Alessandro Allori vorschlug. Dagegen wandte sich Anna Forlani Tempesti, die in der Studie die Handschrift Jacopo da Empolis zu erkennen glaubte. Vorgeschlagen wurde auch der Bologneser Bartolomeo Cesi (Anm.1). Auch wenn sich offensichtlich die Hamburger Zeichnung mit keinem der genannten Künstler eindeutig verbinden lässt, so dürfte sie doch mit großer Wahrscheinlichkeit im Florentiner Kunstkreis des späten 16. Jahrhunderts entstanden sein. Hugo Chapman (Anm.2) und Nicholas Turner (Anm.3) wiesen darauf hin, dass der Gesamtcharakter eher auf eine Nachzeichnung, denn auf einen Originalentwurf hindeutet. Turner erkannte Elemente Andrea del Sartos, z. B. in der Behandlung des Gesichts.
Unabhängig von der Schwierigkeit, das Blatt genau zuzuordnen, beeindruckt die Studie durch Präsenz und Präzision. Der Künstler arbeitet mit seiner sicheren Kreidetechnik vor allem die plastischen Werte des Gewandes und die kraftvollen Hände heraus. Die dargestellte Person lässt sich aufgrund fehlender eindeutiger Attribute nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Apostel.
Die auf dem Verso durchgeführte geometrische Konstruktionszeichnung ist sicherlich von einer anderen Hand ausgeführt.
David Klemm
1 Kartonnotizen.
2 Mündliche Beurteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18.1.2008.
3 Mündliche Beurteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 12.3.2008.