Meister NA DAT mit der Mausefalle, Umkreis

Die Schlacht von Ravenna im Jahre 1512

Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit diesem Blatt ist der Stich des Meisters NA.DAT mit der Mausefalle mit einer Darstellung der Schlacht von Ravenna 1512.(Anm.1) In diesem Kampf schlug der Franzose Gaston de Foix mit seinen Truppen (links im Vordergrund) die im Hintergrund erkennbaren vereinigten spanischen und päpstlichen Heere. Der Stich muss vor 1518 entstanden sein, da damals bereits eine Kopie von Domenico Veneziano existierte.
Die unmittelbar mit der Graphik zusammenhängende Hamburger Zeichnung wurde unterschiedlich beurteilt. Harzen hielt das Blatt bei richtiger thematischer Einordnung für die direkte Vorlage. Demgegenüber setzte sich in der Folgezeit die Ansicht durch, dass es sich lediglich um eine Nachzeichnung handle.(Anm.2)
Ein Vergleich zwischen Stich und Zeichnung ergibt zahlreiche Übereinstimmungen in der Komposition bis hin zu einzelnen Figuren. Dennoch sind auch mehrere gewichtige Unterschiede zu benennen: So ist der Stich im Gegensatz zur Zeichnung ein Querformat. Hinzu kommen zahlreiche Detailunterschiede: So befindet sich im Mittelgrund in Hamburg nur ein stehender Soldat, während auf dem Stich und auf allen Kopien zwei Männer im Gespräch sind. Nur auf dem Stich erscheint die von vorn rechts in den Raum schreitende bewaffnete Rückenfigur. Ein wesentlicher Unterschied betrifft auch die Anordnung der Truppen. Der anonyme Zeichner wählte eine im Hintergrund ansteigende Landschaft, sodass man die Truppen in ihrer Größe besser erkennt. Auch erhalten dadurch Stadt und Berge mehr Gewicht.
Aufgrund dieser Unterschiede kann die Hamburger Zeichnung auf keinen Fall, wie bislang überwiegend behauptet, eine direkte Nachzeichnung sein. Allenfalls könnte man vermuten, dass der Zeichner in Anlehnung an den Stich eine Variation danach geschaffen hat. Trotz der gewissen Festigkeit der Strichführung ist aber zumindest denkbar, dass das Hamburger Blatt eine später verworfene Variante des bislang als Zeichner kaum greifbaren Meisters NA.DAT darstellt. Eine konkrete Zuweisung des Blattes ist angesichts dieser schwierigen Forschungslage nicht möglich. Die bisher gemachten Vorschläge – z. B. Domenico Campagnola (anonyme Kartonnotiz), Art des Campagnola (bisherige Einordnung im Kabinett) oder vielleicht Fogolino (angeblich nach Morassi) – sind nicht überzeugend.
Gegenüber dem Hamburger Blatt kann eine in der Wiener Albertina befindliche Zeichnung eindeutig als Nachzeichnung nach dem Stich bestimmt werden.(Anm.3) Hierfür sprechen – trotz der in der Mitte verbreiterten Landschaft – eine weitgehende Übereinstimmung der Details.(Anm.4)

David Klemm

1 I. Zustand wohl 1512/13, II. Zustand 1530 datiert; The Illustrated Bartsch 25 (13), 2 (365); ebd. 2-A (366); ebd. 2-B (366); Arthur M. Hind: Catalogue of Early Italian Engravings preserved in the Department of Prints and Drawings in the British Museum, hrsg. v. Sidney Colvin, London 1910, S. 532, Nr. 2; Arthur M. Hind: Early Italian Engraving. A critical catalogue with complete reproduction of all the prints described 5, Teil 2, London 1948, S. 267, Nr. 2; Oberhuber in Early Italian Engravings from the National Gallery of Art, bearb. v. Jay A. Levenson, Konrad Oberhuber, Jacquelyn L. Sheehan, Ausst.-Kat. Washington, National Gallery of Art, Washington 1973, S. 506, Nr. 184 (II. Zustand); dazu gibt es auch noch die Kopie (?) von Daniel Hopfer, siehe Oberhuber inEarly Italian Engravings from the National Gallery of Art, bearb. v. Jay A. Levenson, Konrad Oberhuber, Jacquelyn L. Sheehan, Ausst.-Kat. Washington, National Gallery of Art, Washington 1973, S. 506, Kommentar zu Nr. 184, Anm. 2. Zur Identifikation der Szene mit der Schlacht von Ravenna 1512 siehe The Illustrated Bartsch, 25 (Commentary), Formerly Volume 13 (Part 2), Early Italian Masters, bearb. v. Mark J. Zucker, hrsg. v. Walter L. Strauss, New York 1984, S. 455.
2 Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. III (Inv. 2401-14325), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 35, Wien, Köln, Weimar 1995, S. 1473.
3 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 2622; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. III (Inv. 2401-14325), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 35, Wien, Köln, Weimar 1995, S. 1473.
4 Ebd. Das Wiener Blatt wird Alberto Fontana (gest. 1558) zugeschrieben.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun; aufgezogen 230mm x 156mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21108 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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