Luca Cambiaso, Werkstatt

Grablegung Christi

Luca Cambiaso hat das Thema der Grablegung in mehreren Gemälden und zahlreichen Zeichnungen behandelt und dabei die Anlage der Komposition im Detail variiert.(Anm.1)
Innerhalb der umfangreichen Gruppe von Zeichnungen steht das Blatt einer Studie in Wien besonders nahe.(Anm.2) Beide Zeichnungen haben nahezu identische Maße und bis auf geringe Details eine identische Komposition. Auffallend ist z. B. die starke Übereinstimmung der kleinen Häkchen und Striche, so auf dem Oberkörper Christi. Allerdings weist das Hamburger Blatt eine etwas kraftvollere Lavierung sowie stärker horizontal ausgerichtete Schraffen auf, was einen wesentlichen stilistischen Unterschied ausmacht.
Angesichts der zahlreichen Übereinstimmungen beider Blätter fällt es schwer, einer Zeichnung den Rang der Originalkomposition zuzuweisen. Zwar ist eine derart starke Lavierung im Werk Cambiasos eher selten nachweisbar, doch bildet sie keineswegs die Ausnahme.(Anm.3) Sehr gut vergleichbar mit dem Blatt ist auch eine 1981 im Kunsthandel angebotene Zeichnung.(Anm.4) Unterschiedlich sind lediglich die Schraffierungen im Hintergrund.
Wie eng diese Blätter zusammenstehen verdeutlicht ein Vergleich mit weiteren themengleichen Zeichnungen. So weist die auf den ersten Blick ähnliche Haarlemer „Grablegung“ zahlreiche kleine formale Unterschiede auf. Insgesamt ist dort eine Tendenz zur Vereinfachung erkennbar.(Anm.5) Dies gilt auch für das Blatt in Dijon.(Anm.6) Eine noch stärker auf die Umrisse konzentrierte Fassung dieser Komposition wurde als Holzschnitt veröffentlicht.(Anm.7)

David Klemm

1 Eine ausführliche Aufzählung der diesbezüglichen Gemälde und Zeichnungen findet sich bei Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. III (Inv. 2401-14325), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 35, Wien, Köln, Weimar 1995, S. 1534–1535; ergänzend auch Die italienischen und französischen Handzeichnungen im Kupferstichkabinett der Landesgalerie, bearb. v. Meinolf Trudzinski, Hannover 1987, S. 37–38.
2 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 2754; vgl.Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. III (Inv. 2401-14325), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 35, Wien, Köln, Weimar 1995, S. 1534–1535.
3 Akzenturierende Lavierungen sind im Werk Cambiasos durchaus nachweisbar. Vgl. die Vorzeichnung für das Gemälde „Hl. Benedikt zwischen Johannes d. Täufer und Lukas“ (Sammlung Robert und Bertina Suida Manning, New York); vgl. Mary Newcome in: Genoese Baroque Drawings, bearb. v. Mary Newcome, Ausst.-Kat. Binghamton, University Art Gallery, Worcester Art Museum, Binghamton, N.Y. 1972, S. 2, Nr. 2.
4 Brief von Francis Russell, Christie’s London, vom 4. 12. 1981 mit Hinweis auf die Auktion bei Christie’s am 7. Juli 1981, Nr. 3.
5 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. K II 17; vgl. Carel van Tuyll van Serooskerken: The Italian Drawings of the Fifteenth and Sixteenth Centuries in The Teyler Museum. Haarlem, Ghent, Doornspijk 2000, S. 468, Nr. 511, mit Abb.
6 Dijon, Musée des Beaux-Arts, Inv.-Nr. DG 764; vgl. Collections du Musée des Beaux-Arts de Dijon. Catalogue des dessins italiens, bearb. v. Marguerite Guillaume, Ausst.-Kat. Musée des Beaux-Arts de Dijon, Dijon 2004, S. 53, Nr. 65.
7 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 7025; vgl. Bertina Suida Manning, William Suida: Luca Cambiaso. La vita e le opere, Mailand 1958, Abb. 393.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über Spuren eines schwarzen Stifts, braun laviert 290mm x 215mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21106a Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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