Unter den zahlreichen Zeichnungen, die immer wieder mit Luca Cambiaso in Zusammenhang gebracht werden, befinden sich auch mehrere Blätter mit auffallend scharf gezeichneten Konturen bei fehlender Lavierung. Gut vergleichbar ist die thematisch ähnliche Darstellung der „Hl. Familie“ in Lissabon mit der starken Betonung der Figurenumrisse.(Anm.1) Der genaue Vergleich zeigt dort allerdings eine größere Stringenz der Strichführung. Demgegenüber weist das Hamburger Blatt mehrere auffallend zittrige Pentimenti auf, so am rechten Arm der Maria und an ihrem Gewand. Auch andere Details – z. B. die Darstellung der Haube der Maria – belegen, dass das Blatt der Kunsthalle unsicherer gezeichnet ist. Aus diesen Gründen wird es hier nicht mehr – wie bisher – als eigenhändige Zeichnung Cambiasos, sondern als Arbeit aus seinem Umkreis oder seiner unmittelbaren Nachfolge eingestuft.

David Klemm

1 Lissabon, Museu Nacional de Arte Antiga, Inv.-Nr. 377, Corpus Gernsheim 121531.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung fremd: Unten links bezeichnet: "Cambiasi" (Bleistift); oberhalb davon bezeichnet: "Agostino Caracci" (Bleistift, verblasst); unten in der Mitte bezeichnet: "So Righi" (Feder in Braun); auf dem Verso unten links bezeichnet: "14 - M[?]" (Bleistift); im unteren rechten Bereich Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

• Provenienz

  Möglicherweise 1885 aus dem Nachlaß von Dr. J. F. Hübener (um 1810-1885), Hamburg (nicht bei Lugt) erworben (vgl. Anl. 13 zum Protokoll 5/985, Archiv der Hamburger Kunsthalle, mit einem Verzeichnis der aus dem Nachlass Hübeners in die Kunsthalle gelangten Zeichnungen und Bücher)

• Bibliographie

  Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, David Klemm; Herausgeber, 2009, S. 113, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 90