Francesco Brizio

Muttergottes mit dem Christkind und den Hll. Franz von Assisi und Karl Borromäus, um 1619

Die großformatige Zeichnung gelangte aus unbekannter Quelle in das Kupferstichkabinett. Sie wurde aufgrund der alten Beischrift im ersten Inventar dem Bologneser Künstler Francesco Brizio zugeschrieben. Diese Attribution ist niemals bezweifelt worden. Die detailliert ausgeführte Zeichnung zeigt mit großer Wahrscheinlichkeit einen Entwurf Brizios zu seinem um 1619 entstandenen Gemälde „Die Verehrung des Christuskindes durch den Hl. Franz von Assisi und den Hl. Karl Borromäus“ (Anm.1). Es befand sich ehemals in der Kirche S. Antonio Abate in Bologna. Später gelangte es in die Pinacoteca Nazionale ebendort und letztlich in den Chor der Kirche S. Sebastiano zu Mailand. Die starke Übermalung des Gemäldes lässt laut Aussage von Ellen Hermann-Atorino keine Rückschlüsse auf den ursprünglichen Zustand mehr zu.(Anm.2) Die Beschreibung des Bildes ist jedoch durch Malvasia überliefert. Dessen Angaben zu den Dargestellten – „la B.V. col Figliuolo, S. Francesco, S. Carlo e Angeli che fanno festa e che suonano (…) di tanta vaghezza e nobiltà“ (Anm.3) – stimmen weitgehend mit der Hamburger Zeichnung überein. Allerdings ist der Hl. Franz nicht eindeutig charakterisiert, da seine Wundmale nicht erkennbar sind.
Charakteristisch für Brizios Zeichenstil ist die plastische Hervorhebung der Figuren durch Lavierung und Weißhöhung. Auf diese Weise entsteht eine sehr malerische Wirkung, die einen guten Eindruck von dem geplanten Gemälde vermittelt. Sehr gut vergleichbar sind in dieser Hinsicht eine Zeichnung mit dem Entwurf „Der Hl. Jakobus d. Ä. und ein Eremit im Gebet vor einer Madonnenstatue“ in Wien (Anm.4).

David Klemm

1 Die Datierung folgt Ellen Hermann-Atorino: Francesco Brizio, Bologna ca. 1574-1623, Worms 1989, S. 95.
2 Vgl. Ellen Hermann-Atorino: Francesco Brizio, Bologna ca. 1574-1623, Worms 1989, S. 198.
3 Carlo Cesare Malvasia: Felsina Pittrice. Vite de pittori bolognesi alla maesta christianissima di Luigi XIIII re di Francia e di Navarra il sempre vittorioso consagrata dal Co. Carlo Cesare Malvasia Fra Gelati l’Ascoso, Diuisa in duoi Tomi; con Indici in fine copiosissimi, 2 Bde., Bologna 1678, I, S. 539–540.
4 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 2205; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. II (Inv. 1201-2400), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 34, Wien, Köln, Weimar 1994, S. 1158.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Schwarz und Braun, weiß gehöht, auf braunrot grundiertem Papier; an den Randstellen abgerieben; auf Notenpapier aufgezogen 461mm x 272mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21098 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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