Guercino-Fälscher

Halbfigur eines Kriegers (Mars)

Diese auf den ersten Blick furiose Darstellung eines sich umwendenden, nach dem Schwert greifenden Kriegers wurde 1989 von Denis Mahon und Nicholas Turner als Fälschung des 18. Jahrhunderts erkannt.(Anm.1) Als Vorlage hierfür und für eine weitere, ähnliche Fälschung in New York (Anm.2) diente, wie Prisco Bagni 1990 erkannte, eine Radierung des in Rom und Venedig tätigen Stechers Giovanni Ottaviano (um 1735–1808) nach einer heute verlorenen Zeichnung Guercinos.(Anm.3) Diese Zeichnung zeigte eine mehrfigurige Szene mit „Venus und Mars“. Der vermeintliche Soldat lässt sich somit als Mars identifizieren. Der Fälscher bediente sich in der Komposition der Einzelfigur des Kriegsgottes und veränderte die Haltung des linken Arms, der anstatt wie bei Guercino einen Vorhang zu halten, nun in dem Hamburger Blatt kraft- und sinnlos am Körper herabhängt. Um eine solche Abschwächung der Komposition zu vermeiden, gab der Fälscher der New Yorker Zeichnung Mars eine Fackel in die erhobene Hand.

David Klemm

1 Denis Mahon, Nicholas Turner: The Drawings of Guercino in the Collection of Her Majesty The Queen at Windsor Castle, Cambridge 1989, S. 30, bei Nr. 55.
2 New York, Slatkin Galleries; vgl. Prisco Bagni: Il Guercino e il suo falsario. I disegni di figura, Bologna 1990, S. 88, Nr. 67.
3 Prisco Bagni: Il Guercino e il suo falsario. I disegni di figura, Bologna 1990, S. 90, Nr. 69. Guercinos Zeichnung befand sich zur Zeit der Entstehung des Stichs in der Sammlung Thomas Jenkins.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun 219mm x 180mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21067 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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