Domenico Cunego, Radierer
nach Anton Raphael Mengs, Zeichner
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder
nach Raffael (Werkstatt), Maler

Kopf eines Mannes aus der "Schule von Athen" / "AVERROES ARABS", 1785

In: "LE LII TESTE DELLA CELEBRE SCUOLA D'ATENE [...]", Rom 1785, Tafel 18

Die vorliegende Graphik ist Teil der 1785 in Rom erschienenen Folge "Le LII Teste della Celebra Scuola d'Atene dipinta da Raffaello Sanzio da Urbino nel Palazzo Vaticano disegnate in XL Carte dal Cavalier Antonio Raffaello Mengs incise da Domenico Cunego" mit Radierungen von 52 Köpfen aus Raffaels berühmtem Fresko "Die Schule von Athen", welche Domenico Cunego nach Zeichnungen Anton Raphael Mengs' anfertigte. Alberico, der älteste Sohn des Malers,erwarb 1782 die Zeichnungen (da die Erbmasse seines Vaters zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeteilt war) und erteilte aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes den Auftrag zur Reproduktion an Cunego. Die Originalzeichnungen hatte Anton Raphael Mengs während eines Romaufenthaltes auf transparentem Ölpapier angefertigt - möglicherweise wurden sie von der Wand durchgepaust. Unklar ist, ob die Zeichnungen im Zusammenhang mit dem zwischen 1752 und 1755 für die Northumberland Gallery in London ausgeführten Auftrag einer Kopie nach der "Schule von Athen" stehen, oder ob sie möglicherweise bereits ihm Rahmen eines früheren Romaufenthaltes entstanden. Rund 20 Jahre später erschien in Rom eine Folge von durch Giovanni Folo nach Zeichnungen Vincenzo Camuccinis ausgeführten Reproduktionsstichen, welche Köpfe aus Raffaels "Transfiguration" zeigten (vgl. Inv.-Nr. 2020-24-1 bis 2020-24-32): Diese steht in der Tradition der von Cunego nach Mengs ausgeführten Folge und verdeutlicht sowohl deren Stellenwert, als auch die generelle Bedeutung von Reproduktionsgraphik für den anhaltenden Ruhm und die zunehmende Popularität der Arbeiten Raffaels. Jedoch unterscheidet sich die Folge Folos nach Camuccini sowohl stilistisch - Umrissstiche mit weitgehendem Verzicht auf Binnenzeichnung - als auch vom Anspruch bzw. Ziel her - hier sind nicht nur Köpfe, sondern auch weitere Körperteile der Figuren aus der "Transfiguration Christi" systematisch abgebildet - von derjenigen nach Mengs. Einerseits erscheint sie damit der um 1800 zunehmend wichtiger werdenden Umrisszeichnung näher, für welche vor allem Flaxmans Arbeiten im späteren 18. Jahrhundert impulsgebend waren; andererseits scheint sie auch deutlich didaktischer (beispielsweise hinsichtlich der Nutzung zu Lehrzwecken) angelegt als Cunegos Folge nach Mengs, bei welcher wiederum deutlich stärker das Malerische betont wurde.

Die vorliegende Graphik zeigt den Kopf eines Mannes, in der Kunstgeschichtsschreibung als Averroes oder allgemein als ein Araber benannt, aus dem von Raffael und Werkstatt ausgeführten Fresko "Die Schule von Athen".

Klara Wagner

(Vgl. Steffi Roettgen: Anton Raphael Mengs 1728-1779. Band 1: Das malerische und zeichnerische Werk, München 1999, S. 474f., Kat.-Nr. Z 141. Zu einer Diskussion der Identifikationsprobleme sowie einer ausführlichen Übersicht aller bisherigen Identifikationen der einzelnen Personen vgl. Dominique Cordellier/ Bernadette Py: Raphael. Son Atelier, ses Copistes. Inventaire Général des Dessins Italiens Bd. V, Paris 1992, S.137-149, bes. S. 138-139.)

Details zu diesem Werk

Radierung, Nadelschrift 302mm x 414mm (Bild) 369mm x 468mm (Platte) 425mm x 580mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Erworben 2020 von Andreas Rosa Antiquariato, Rom, mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e. V." Inv. Nr.: 2020-25-18 Sammlung: KK Druckgraphik, Italien, 15.-19. Jh. , CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback