Franz Ludwig Catel

Orpheus spielt die Lyra und schafft mit seiner Musik Frieden unter den Menschen, um 1800

Aus: Joachim Heinrich Campe: "Historisches Bilderbüchlein oder die allgemeine Weltgeschichte in Bildern und Versen", Erstes Bändchen, Braunschweig 1801, Abb. nach S. 98

6. Kapitel: Ursprung der Grichischen [sic!] Staaten. Früheste Geschichte derselben bis zum Trojerkriege;

[...].Doch mehr als alles half hiebei [der Schaffung des Friedens; Anm. d. Verf.] / Die Himmelstochter, Dichterei, / An ihrer Schwester, Tonkunst, Hand. / Es ist euch, denk‘ ich, schon bekannt, / Wie diese wirken auf das Herz; / Wie sie verwandeln Lust in Schwerz / Und Schmerz in Lust; wie ihre Kraft / Aus leu und Tiger Lämmchen schafft; / Will sagen, wie sie machen mild, / Was barsch gewesen war und wild. / Mit diesen beiden an der Hand / Kam Orfeus jetzt nach Grichenland. / Er kam dabei aus Thracien; / Und sang und klimperte so schön, / Daß jeder, der nicht gerade schlief, Den Leiermann zu hören lief; / Und wer ihn hörte, fühlte sich / Ergriffen wundermächtiglich, Und reichte zitternd seine Hand / Dem Nachbar hin zum Unterpfand / Der Freundschaft und der Traulichkeit. / Von Stund‘ an waren Zank und Streit / Und jeder Zweispalt abgethan. / Man fing, wie neugeschaffen, an / So sanft, so gut, so fromm zu sein, / Wie Täubchen oder Lämmelein. / So viel vermag ein Versemann, / Der so, wie Orfeus, singen kann ! / O Orfeus, Orfeus, komm zum Glück / Der armen Menschheit doch zurück / Aus deiner Gruft; und treib von hier / Durch Sang und Klang, das böse / Thier, / Den Krieg, der ach !, neun Jahre schon / So mancher Mutter ihren Sohn, So mancher Braut den Bräutigam, / So manchem Sohn den Vater nahm, / Und gräßlich würgte ! Komm, o komm, / Und hemme doch den breiten Strom / Des Blutes, der alles Land durchflueßt, Und dampfend sich ins Meer ergeußt ! // Umsonst ! Du schläfst in süßer Ruh, / Und keiner ist, der singt, wie du. / Die Dichter hadern selber heuer, / Und gießen in der Zwietracht Feuer / Das heil’ge Oehl, bestimmt von Gott / Zu lindern kranker Herzen Noth. / Drumm brennt es jetztund lichterloh, Wie auf dem Erdenrunde, so / In Almanachen, schön geziert / Mit Bilderchen, wie sichs gebührt.(FN1)

Andreas Stolzenburg

(FN1) Campe, Weltgescihte, 1801, S. 198-201.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Grau 65mm x 95mm (Bild) 70mm x 99mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Erworben 2010 mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e. V." Inv. Nr.: 2010-26 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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