Silke Grossmann, Fotografin

Ohne Titel, 1978

Aus: Mappe IV, 17 Gelatinesilberabzüge, 1978, Blatt 7

Silke Grossmann

Geboren 1951 in Hamburg. Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Seit 1977 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen. 1978/79 Aufenthalt in New York City. 1984 erster Preis des Forum des jungen Films, Berlin für Der Pirat ist die Liebe. 1986 Hamburger Jahresstipendium für bildende Künstler. 1992 Renger-Patzsch-Preis. Seit 1995 Professur für Photographie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Veröffentlichte mehrere Künstlerbücher.


Seit Mitte der 1970er Jahre beschäftigt sich Silke Grossmann mit dem Medium der Photographie – der Schwarzweißphotographie. Grossmann arbeitet höchst experimentell und bedient sich dabei Mitteln wie Doppelbelichtung und einer Verbindung von Positiv und Negativ, wodurch ihre Arbeiten eine geisterhafte Ausstrahlung erhalten. Sie verkörpern weder den Raum, im Gegenteil, eine zentrierte Tiefenperspektive ist durch Achsen verstellt, noch fixieren sie das Abgebildete. Horizontale und Senkrechte werden durch Diagonale abgelöst und geben dem Bild eine Dynamik, die auch eine Unsicherheit, nicht abzumessende Untiefen in der Bildfläche, vermitteln. Das, was abgebildet ist, bleibt turbulent, nicht greifbar. Grossmann ist der Ansicht: „Man könnte Photographen sinnvoll klassifizieren in solche, die festhalten wollen und die, die übers Festhalten hinaus Vergänglichkeit fixieren wollen.“ Sie ist der letzteren Gruppe zugehörig.

Ihre Bildfolgen – Einzelbilder veröffentlicht die Künstlerin nicht – entführen den Betrachter mithilfe eines nicht deutlich erkennbaren Erzählstranges in ein Labyrinth, in dem das vertraute Umfeld fremd erscheint. In Ohne Titel (Mappe IV), 1978 begegnet der Betrachter einer Stadt, deren Identität ihm verborgen bleibt. Personen spielen eine Nebenrolle. Meist ist ihr Kopf abgeschnitten, oder sie sind von hinten zu sehen. Sie dienen eher als Betonung der Kontraste, denn sie tragen meist Schwarz oder Weiß. In Grossmanns Photographien erarbeitet sie ein Portrait der Photographie selbst.
Autor: Kristine von Oehsen

Details zu diesem Werk

Gelatinesilberverfahren, Gelatinesilberabzug, Barytpapier, Fa. Agfa, seidenmatt, mit gewebeähnlicher Prägung 32cm x 22.7cm (Bild) 38.4mm x 29mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 2004-18-7 Sammlung: KK Fotografie Anzahl Teile: 17 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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