Francisco José de Goya y Lucientes, Radierer, Zeichner

"Lo que puede un Sastre!" / Was ein Schneider vermag!, 1799

Aus: "Los Caprichos", Blatt 52

Mit seinen 1799 ausgeführten »Los Caprichos« richtete Goya den erschreckend schonungslosen, kritischen Blick auf seine Zeitgenossen. Dabei deckte er die Missstände und Defizite in der spanischen Gesellschaft auf. Diese rührten von einer anhaltenden Auseinandersetzung zwischen einer den Idealen der Aufklärung verbundenen Politik und dem alten Machtgefüge von Inquisition und Monarchie. Goya thematisierte mit seinen hintergründigen Bildschöpfungen vor allem das Verhältnis von Mann und Frau, Konflikte zwischen den Generationen, die Kindererziehung sowie Schicksale von Frauen. Er kritisierte das Fehlverhalten der Menschen, enthüllte ihre Eitelkeit, Bestechlichkeit, Kriminalität und den vorherrschenden Amtsmissbrauch. Als Auftakt der Serie setzte er sein Selbstbildnis und unterstrich damit die künstlerische Invention der folgenden Blätter. Bis heute ist der Inhalt der Blätter in Verbindung mit ihren von Goya hinzugefügten Titeln schwer zu deuten. So gelang es ihm einerseits drastische Kritik zu üben und gleichzeitig den wahren Inhalt zu verschleiern. Es ist die Vieldeutigkeit der graphischen Folgen und ihrer Themen, die zu ihrer Faszination beitragen.

Auf Blatt 52 kniet eine junge Frau in Gebetshaltung, den Blick ehrfürchtig zu einem Mönch erhoben, der in Wahrheit ein verkleideter Baum ist. Dahinter befindet sich eine kniende Gruppe. Im Hintergrund schweben vier nackte Gestalten – eine davon auf einer fliegenden Eule. Im übertragenen Sinn wird die blinde Verehrung der Kirche, die durch sie ausgenutzt werden kann, kritisiert und die erfolgreiche Täuschung hervorgehoben.

Ifee Tack
Vgl. Inv.-Nr. kb-1955-429a-52.

Details zu diesem Werk

Radierung, Aquatinta, Kaltnadel und Grabstichel 194mm x 123mm (Bild) 214mm x 149mm (Platte) 309mm x 215mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1996-128-52 Sammlung: KK Druckgraphik, Spanien, 15.-19. Jh. © Bildarchiv Hamburger Kunsthalle / bpk, CC-BY-NC-SA 4.0

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