Francisco José de Goya y Lucientes, Radierer, Zeichner

"Si sabrá mas el discipulo?" / Ob der Schüler mehr weiß?, 1799

Aus: "Los Caprichos", Blatt 37

Mit seinen 1799 ausgeführten »Los Caprichos« richtete Goya den erschreckend schonungslosen, kritischen Blick auf seine Zeitgenossen. Dabei deckte er die Missstände und Defizite in der spanischen Gesellschaft auf. Diese rührten von einer anhaltenden Auseinandersetzung zwischen einer den Idealen der Aufklärung verbundenen Politik und dem alten Machtgefüge von Inquisition und Monarchie. Goya thematisierte mit seinen hintergründigen Bildschöpfungen vor allem das Verhältnis von Mann und Frau, Konflikte zwischen den Generationen, die Kindererziehung sowie Schicksale von Frauen. Er kritisierte das Fehlverhalten der Menschen, enthüllte ihre Eitelkeit, Bestechlichkeit, Kriminalität und den vorherrschenden Amtsmissbrauch. Als Auftakt der Serie setzte er sein Selbstbildnis und unterstrich damit die künstlerische Invention der folgenden Blätter. Bis heute ist der Inhalt der Blätter in Verbindung mit ihren von Goya hinzugefügten Titeln schwer zu deuten. So gelang es ihm einerseits drastische Kritik zu üben und gleichzeitig den wahren Inhalt zu verschleiern. Es ist die Vieldeutigkeit der graphischen Folgen und ihrer Themen, die zu ihrer Faszination beitragen.

Ein großer bekleideter Esel wird von mehreren kleinen Eseln umringt. Einer sitzt vor einem geöffneten Buch auf dessen Seite mehrmals der Buchstabe A geschrieben ist. Der als rhetorische Frage formulierte Titel des Blattes 37 lässt die Qualifikation des Lehrers anzweifeln: Esel können nur ihresgleichen hervorbringen. Thematisiert wird das niedrige Bildungsniveau und die daraus resultierende mangelnde Fähigkeit der Lehrenden umfassend auszubilden.

Ifee Tack
Vgl. Inv.-Nr. kb-1955-429a-37.

Details zu diesem Werk

Radierung, Aquatinta und Grabstichel 187mm x 123mm (Bild) 212mm x 151mm (Platte) 310mm x 215mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1996-128-37 Sammlung: KK Druckgraphik, Spanien, 15.-19. Jh. © Bildarchiv Hamburger Kunsthalle / bpk, CC-BY-NC-SA 4.0

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