Francisco José de Goya y Lucientes, Stecher, Zeichner

"Por que fue sensible." / Weil sie gefühlvoll war, 1799

Los Caprichos, Blatt 32

Mit seinen 1799 ausgeführten »Los Caprichos« richtete Goya den erschreckend schonungslosen, kritischen Blick auf seine Zeitgenossen. Dabei deckte er die Missstände und Defizite in der spanischen Gesellschaft auf. Diese rührten von einer anhaltenden Auseinandersetzung zwischen einer den Idealen der Aufklärung verbundenen Politik und dem alten Machtgefüge von Inquisition und Monarchie. Goya thematisierte mit seinen hintergründigen Bildschöpfungen vor allem das Verhältnis von Mann und Frau, Konflikte zwischen den Generationen, die Kindererziehung sowie Schicksale von Frauen. Er kritisierte das Fehlverhalten der Menschen, enthüllte ihre Eitelkeit, Bestechlichkeit, Kriminalität und den vorherrschenden Amtsmissbrauch. Als Auftakt der Serie setzte er sein Selbstbildnis und unterstrich damit die künstlerische Invention der folgenden Blätter. Bis heute ist der Inhalt der Blätter in Verbindung mit ihren von Goya hinzugefügten Titeln schwer zu deuten. So gelang es ihm einerseits drastische Kritik zu üben und gleichzeitig den wahren Inhalt zu verschleiern. Es ist die Vieldeutigkeit der graphischen Folgen und ihrer Themen, die zu ihrer Faszination beitragen.

Eine junge Frau sitzt in einer dunklen Gefängniszelle. Der Grund wird nicht genannt, doch im Titel des Blattes 32 impliziert: Der Gesetzgebung nach verhaftete man unverheiratete schwangere Frauen, wohingegen man Abtreibungen duldete. Dies wird hier angeprangert. Mehrere Gründe für die Situation des Mädchens sind möglich, wodurch die kritische Reflexion über die moralische Beurteilung der Mädchen, aber auch über den Umgang mit ihnen angeregt werden soll.

Ifee Tack
Vgl. Inv.-Nr. kb-1955-429a-32.

Details zu diesem Werk

Aquatinta 177mm x 118mm (Bild) 215mm x 150mm (Platte) 310mm x 215mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1996-128-32 Sammlung: KK Druckgraphik, Spanien, 15.-19. Jh. © Bildarchiv Hamburger Kunsthalle / bpk, CC-BY-NC-SA 4.0

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