Francisco José de Goya y Lucientes, Radierer, Zeichner

"¡Qual la descañonan!" / Wie sie sie rupfen!, 1799

Aus: "Los Caprichos", Blatt 21

Mit seinen 1799 ausgeführten »Los Caprichos« richtete Goya den erschreckend schonungslosen, kritischen Blick auf seine Zeitgenossen. Dabei deckte er die Missstände und Defizite in der spanischen Gesellschaft auf. Diese rührten von einer anhaltenden Auseinandersetzung zwischen einer den Idealen der Aufklärung verbundenen Politik und dem alten Machtgefüge von Inquisition und Monarchie. Goya thematisierte mit seinen hintergründigen Bildschöpfungen vor allem das Verhältnis von Mann und Frau, Konflikte zwischen den Generationen, die Kindererziehung sowie Schicksale von Frauen. Er kritisierte das Fehlverhalten der Menschen, enthüllte ihre Eitelkeit, Bestechlichkeit, Kriminalität und den vorherrschenden Amtsmissbrauch. Als Auftakt der Serie setzte er sein Selbstbildnis und unterstrich damit die künstlerische Invention der folgenden Blätter. Bis heute ist der Inhalt der Blätter in Verbindung mit ihren von Goya hinzugefügten Titeln schwer zu deuten. So gelang es ihm einerseits drastische Kritik zu üben und gleichzeitig den wahren Inhalt zu verschleiern. Es ist die Vieldeutigkeit der graphischen Folgen und ihrer Themen, die zu ihrer Faszination beitragen.

Drei Männer mit katzenhaften Gesichtern rupfen einen Vogel mit weiblichem Kopf. Blatt 21 zeigt, was passiert, wenn Prostituierte in die Fänge der Justiz geraten. Goya greift hier die Problematik auf und bezieht sich ausdrücklich auf den Missbrauch und die Unterdrückung des einfachen Volkes in Gestalt der Frauen: Um der Anklage zu entgehen, waren sie gezwungen sich bei den Amtsschreibern freizukaufen. Dieses Vorgehen wurde bereits in der zeitgenössischen Literatur immer wieder angeprangert.

Ifee Tack
Vgl. Inv.-Nr. kb-1955-429a-21.

Details zu diesem Werk

Radierung und Aquatinta 182mm x 127mm (Bild) 215mm x 147mm (Platte) 310mm x 215mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1996-128-21 Sammlung: KK Druckgraphik, Spanien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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