Abraham Furnerius, Zeichner

Elieser und Rebekka am Brunnen

Abrahams Diener Elieser wurde ausgeschickt, eine Frau für Isaak zu suchen. Am Wasserbrunnen vor der Stadt Nahor bat er Gott um ein Zeichen: Die zukünftige Braut solle ihm und seinen Kamelen Wasser schöpfen. Hier ist der Moment kurz vor Offenbarwerden der zukünftigen Braut dargestellt – noch verharrt Elieser im Gebet, doch steht Rebekka, ein Mädchen aus Abrahams Verwandtschaft bereits vor ihm, die ihm kurz darauf Wasser für sich und seine Kamele geben wird (1. Mose 24, 10–28).
Mit der Wahl dieses stillen Momentes legt Abraham Furnerius eine gewisse Eigenständigkeit an den Tag: Beliebteres Bildmotiv im Rembrandt-Kreis war die Versorgung Eliesers und seiner Tiere mit Wasser (vgl. Inv.-Nr. 21749).(Anm.1)
Generell spielten historische Themen im Œuvre dieses Rembrandt-Schülers nur eine Nebenrolle. Sumowski verzeichnet neben der Hamburger Zeichnung lediglich drei weitere Szenen aus dem Alten Testament: Es sind dies der skizzenhaft angelegte „David, seinen Sieg über Goliath verkündend“, der detaillierter ausgeführte „Kampf zwischen David und Goliath“ sowie eine Szene aus der Geschichte von Juda und Tamar („Juda sendet Hira mit einem Ziegenbock zu Thamar“).(Anm.2) Zwischen der letztgenannten Zeichnung und dem Hamburger Blatt bestehen enge stilistische Verbindungen. Beide Werke wurden von Sumowski der frühen Schaffensphase zugeordnet, was angesichts der prärembrandtistischen Anklänge in Figurenbildung und Hintergrundarchitektur plausibel erscheint.(Anm.3) Offensichtlich sollten die Architekturelemente ursprünglich eine stärkere Rolle spielen, doch wurden Partien wie die mit Kreide und Pinsel flüchtig angelegten Säulen in der linken Blatthälfte überzeichnet mit pflanzlichen Motiven. Diese Bäume und Sträucher erinnern in der mitunter befremdlichen Verbindung von präzisen Federkonturen und breitem Pinselstrich an Inv.-Nr. 22833.(Anm.4)
Für eine frühe Entstehung spricht auch die durch zahlreiche Überarbeitungen dokumentierte Suche nach der idealen Form, die ihren Höhepunkt findet in der als Klebekorrektur eingepassten Figur der Rebekka. Offenbar war dem Künstler daran gelegen, die junge Frau durch die Lichtwirkung besonders hervorzuheben.

Annemarie Stefes

1 Vgl. Röver-Kann, in: Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000 mit weiteren Vergleichsbeispielen.
2 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 13718, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 4, Fabritius - Furnerius, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, 1981, Nr. 1050 xx; ehemals Dresden, Sammlung Friedrich August II, ebd. Nr. 1035 xx; Rennes, Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie, Inv.-Nr. C-98-F, ebd. Nr. 1051 xx.
3 Vgl. Werke Moeyaerts wie z. B. das Gemälde „Jakob und Rahel“, ehemals Solingen, Galerie Müllenmeister, Tümpel 1974, Abb. 142.
4 In der dichten Ausführung und der Verwendung verschiedener Farbtöne finden sich auch Parallelen zu Van den Eeckhouts Hamburger Zeichnung Inv.-Nr. 21919.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun und Schwarz über Graphit, schwarzer Kreide und Rötel, grau und braun laviert, auf gelblichem Papier; Klebekorrektur; Einfassungslinien (Feder in Braun; auf dem alten Karton mit Goldpapier) 251mm x 410mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1995-46 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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