Pauwels van Hillegaert d.Ä., zugeschrieben, Zeichner
Anonym (flämisch, 17. Jh.), ehemals zugeschrieben, Zeichner

Sandiger Weg am Eingang eines Dorfes

Ausgehend von alten Verso-Annotationen wird dem Schlachtenmaler Paulus van Hillegaert eine Gruppe von Landschaftszeichnungen zugewiesen, der die vorliegende Zeichnung anzuschließen ist.(Anm.1) Darauf verwiesen unabhängig voneinander Johan Bosch van Rosenthal und Achim Riether.(Anm.2) Innerhalb dieser Gruppe stehen unserem Blatt der Berliner „Blick in eine weite Landschaft mit einem Galgen“ und die Berner „Gebirgslandschaft“ besonders nahe.(Anm.3) Verbindende Stilelemente sind die wulstig aufgeworfenen, plastisch abschattierten Erhebungen am Wegesrand, sowie die kleinteiligen, gleichmäßig gekräuselten Vegetationsstrukturen und die zarte Aquarellierung. Stilistisch markieren diese Zeichnungen den Übergang von der phantastischen zur realistischen Landschaft und stehen darüber hinaus den flämischen Landschaftszeichnungen des frühen 17. Jahrhunderts sehr nahe. Dies kann auch die alte Zuordnung des vorliegenden Blattes zur flämischen Schule erklären.(Anm.4) Allerdings grenzt der südniederländische Einschlag diese Zeichnungsgruppe von den Gemälden des Künstlers ab, weshalb Riether vorschlug, den Werkkomplex vorläufig besser einem „Hillegaert-Meister“ oder „Pseudo-Hillegaert“ zuzuschreiben.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Diese Gruppe wurde erstmals ausführlich publiziert von Riether, in: Die sichtbare Welt. Niederländische Bilder des 16. und 17. Jahrhunderts. Sammlung Christoph Müller Tübingen, Ausst.-Kat. Ulm, Ulmer Museum, Tübingen/Berlin 1996 (Achim Riether), S. 96–98, Nr. 50–53 und zuletzt besprochen bei Holm bevers, Ulf Sölter: Niederländische Zeichnungen und Druckgraphik der Sammlung Christoph Müller im Berlinier Kupferstichkabinett, Kritisches Bestandsverzeichnis, Berlin 2008, S. 128; zu der rückseitigen Beschriftung der beiden Blätter in den Staatlichen Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2775 und Inv.-Nr. KdZ 2776, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 152, und der Zeichnung in Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/1584 vgl. ebd. Anm. 1.
2 Johan Bosch van Rosenthal in einer Notiz auf dem Photokarton des RKD (1998), Riether in einer brieflichen Mitteilung vom 4. 11. 2005.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 30153, Holm bevers, Ulf Sölter: Niederländische Zeichnungen und Druckgraphik der Sammlung Christoph Müller im Berlinier Kupferstichkabinett, Kritisches Bestandsverzeichnis, Berlin 2008, Nr. 79; Bern, Kunstmuseum, Inv.-Nr. A 3096, Marc Fehlmann: Alte Meister. Zeichnungen und Aquarelle aus der Graphischen Sammlung, Ausst.-Kat. Bern, Kunstmuseum Bern 2000, S. 178–179.
4 Vgl. Gode Krämer: Handzeichnungen aus den graphischen Sammlungen des Museums für Kunst und Gewerbe, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 16, 1971, S. 51-78: „Flämisch, Anfang 17. Jahrhundert“.
5 Die sichtbare Welt. Niederländische Bilder des 16. und 17. Jahrhunderts. Sammlung Christoph Müller Tübingen, Ausst.-Kat. Ulm, Ulmer Museum, Tübingen/Berlin 1996 (Achim Riether), S. 98.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert, aquarelliert; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 226mm x 336mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1994-85 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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