Entwurf für ein 1669 von Franceschini gemaltes Altarbild in S. Agostino in Volterra.(Anm. 1) Links ist der einem Kind Almosen spendende Hl. Thomas von Villanova und rechts die Hl. Klara von Montefalco zu erkennen. Das von vier Putti umgebene freie Oval war für ein Reliquiar bestimmt.
Bei der Ausführung als Gemälde wurde die virtuos gezeichnete Komposition deutlich beruhigt. So ließ Franceschini z. B. die beiden unteren Putti fort, um Platz für eine Wappenkartusche zu gewinnen. Zudem wirkt die Hl. Klara durch eine Veränderung der Gestik ergriffener.
Eine Reihe weiterer Studien belegt, wie wichtig Franceschini den Auftrag für ein Werk in seiner Geburtsstadt nahm. Eine Zeichnung in der Wiener Albertina zeigt einen gegenüber dem Hamburger Blatt etwas früheren Planungszustand, bei dem die oberen beiden Putti fehlen und der Knabe eine andere Beinstellung hat.(Anm. 2) Weitere Detailstudien galten der Hl. Klara (Ahm. 3) sowie Entwürfen für die Rahmungen.(Anm. 4)
Thomas von Villanova (um 1486–1555) stieg als Erzbischof von Valencia zu hohen Kirchenwürden auf und genoss als Wohltäter der Armen besondere Popularität. Das Gemälde steht womöglich in Zusammenhang mit seiner durch Papst Alexander VII. 1658 erfolgten Heiligsprechung.
Klara von Montefalco (1268–1308) war eine umbrische Ordensschwester und Mystikerin. Die Zusammenstellung der beiden Heiligen an einem Altar geht sicherlich auf besondere Wünsche des Auftraggebers zurück.

David Klemm

1 Marta Privitera: Considerazioni su alcuni disegni del Volterrano, in: Paragone 28, 1991, Nr. 497, S. 9-20, S. 14, Abb. 18.
2 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 23917; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. IV (Inv. 14326-42255), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 36, Wien, Köln, Weimar 1997, S. 2284.
3 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 3222 S; vgl. Marta Privitera: Considerazioni su alcuni disegni del Volterrano, in: Paragone 28, 1991, Nr. 497, S. 9-20, S. 13, Abb. 15.
4 Marta Privitera: Considerazioni su alcuni disegni del Volterrano, in: Paragone 28, 1991, Nr. 497, S. 9-20, S. 14, Abb. 16–17.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung fremd: Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (nicht bei Lugt, in Gebrauch seit ca. 1963); unterer rechter Bereich: Stempel der Sammlung Blome (nicht bei Lugt); unten in der Mitte: "B. Franceschini" (Bleistift); unterhalb davon: "vergl. Stix 1932 Abb. 635" (Bleistift)

• Provenienz

  Sammlung Arnold Blome (1894-1972), Bremen (nicht bei Lugt); erworben 1983 vom Kunstantiquariat Peter Oertel, Bremen, aus Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung

• Bibliographie

  Kupferstichkabinett. Erwerbungen 1983, Eckhard Schaar, Hanna Hohl, 1984, S. 217, 218, Abb. S. 2, Abb.-Nr.

  Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, David Klemm; Herausgeber, 2009, S. 179, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 227