Jan Soens, Zeichner

Johannes der Täufer erblickt Christus (Ecce Agnus Dei), 1591

Diese 1591 datierte Zeichnung auf italienischem Papier entstand in Parma, wo Jan Soens von 1575 bis zu seinem Tod im Dienst der Farnese arbeitete.(Anm.1) Besonders in der Figurendarstellung verrät sich der Einfluss von Künstlern der Emilia Romagna, etwa Correggio (1489–1534) oder Parmigianino (1503–1540). In Komposition und Ikonographie verwandt ist Soens’ undatierte „Landschaft mit Taufe Christi“ in Neapel.(Anm.2) Ein Gemälde gleichen Themas bei abweichender Figuren- und Landschaftswiedergabe ist wohl unabhängig von der Zeichnung entstanden.(Anm.3)
Die rückseitige Beischrift stammt vermutlich von der Hand eines Auftraggebers. Sie hebt Haltung und Gewandung des Johannes lobend hervor, bemängelt jedoch – nicht zu Unrecht – die Positionierung des hinter den Rücken geklemmten Kreuzes.(Anm.4) Dabei bezieht sich der Schreiber auf ein weiteres Blatt, vermutlich eine heute verlorene Darstellung desselben Themas.(Anm.5)
Neben der Hamburger Zeichnung werden Jan Soens nur zwei weitere Zeichnungen zugeschrieben: ein „modello“ für ein Altargemälde in Piacenza, dessen Rückseite ebenfalls eine Notiz des mutmaßlichen Auftraggebers trägt, und eine Rötelstudie zu dem Gemälde „Maria mit Kind und Heiligen“ in Parma.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Meijer, in: Anne-Claire de Liedekerke, Dominique Allart, Hans Devisscher: Fiamminghi a Roma 1508-1608. Artistes de Pays-Bas et de la Principaute de Liege a Rome a la Renaissance, Ausst.-Kat. Brüssel, Palais des Beaux-Arts, Rom, Palazzo delle Esposizioni, Gent 1995, S. 326.
2 Neapel, Museo Nazionale di Capodimonte, Inv.-Nr. I.C. 1070.
3 Standort unbekannt, vgl. Bert W. Meijer: Parma e Bruxelles. Committenza e collezionismo farnesiani alle due corti, Mailand 1988, S. 210, Nr. 12.
4 „Die Haltung dieses Giovanni gefällt [mir] und ebenso die Gewandung, aber das Kreuz in dieser Position könnte weiter vorne sein wie auf dem Blatt … bemerkt … besser sehen sollte, denn so scheint es ein wenig erzwungen. Dieses Gesicht gefällt mir nicht, ist aber ähnlich zu sehen auf dem erwähnten Blatt, jedoch ohne die Regeln der Kunst zu überschreiten“.
5 Bert W. Meijer: Parma e Bruxelles. Committenza e collezionismo farnesiani alle due corti, Mailand 1988, S. 69 hielt das bei Anm. 3 zitierte Gemälde für das erwähnte „tertium comparationis“ – wohl zu Unrecht, denn die Bezeichnung „foglio“ deutet auf ein Werk auf Papier.
6 „Beschneidung Christi“, um 1604, Windsor Castle, Collection of Her Majesty the Queen, Inv.-Nr. 8767, Christopher White, Charlotte Crawley: The Dutch and Flemish Drawings of the fifteenth to the early nineteenth centuries in the collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge 1994, Nr. 139; „Studie eines knienden Jünglings“, Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 11909; Parma, San Giovanni Battista, Catherine Loisel: En marge d'un catalogue raisonné: dessins de Marcello Venusti, Jan Soens, Lavinia Fontana, Giulio Morina, Francesco Borgani, in: Revue de l'Art 2004, Nr. 143, S. 107-114, Abb. 4.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert, Spuren von Kohle auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Kohle) 509mm x 378mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1970-42 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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