Stefano della Bella

Studienblatt mit einer ovalen Kartusche mit Totenschädel (Mitte), einem groteskem, männlichen Kopf (links), einer stehenden, nackten Frau, die eine groteske, männliche Maske neben ihr anblickt /rechts

Das Blatt verbindet in direktem Nebeneinander verschiedene Szenen, die im Zusammenhang mit Tod und Grotesken stehen.
Kartuschen bzw. Embleme mit in der oberen Mitte angebrachten Totenschädeln finden sich vor allem in della Bellas Serie von acht Emblemen, die aus Anlass des Todes von Prinz Francesco de’ Medici Mitte der 1630er Jahre entstanden sind (de Vesme/Massar 971–978).(Anm. 1) Vor allem auf de Vesme/Massar 971 bzw. 975 sind im oberen Bereich auch vergleichbare Rollwerkformen erkennbar. Allerdings ist der Totenschädel auf dem vorliegenden Blatt eindeutig in eine andere Rahmenform eingebunden, die stärker auf einen architektonischen Wandverband schließen lässt. Denkbar ist daher, dass della Bella hier über einen Entwurf für ein steinernes Grabmal nachgedacht hat.
In München befindet sich eine vergleichbare Skizze, die ebenfalls einen Totenschädel in einem angedeuteten Rahmen zeigt.(Anm. 2)
In den Zusammenhang von Tod und Trauer gehört wohl auch die (auf dem Kopf stehende) Figur am linken Blattrand, die man aufgrund des geneigten Kopfes und der an das Gesicht geführten Hand als Trauernde deuten kann.
Die rechte Bildhälfte ist thematisch weniger ernst. Hier findet sich eine Variation des Themas „Die Schöne und das Biest“: Die an klassische Venus-Darstellungen angelehnte nackte Frau schaut auf ein deformiertes maskenhaftes Gesicht herab. An derartigen nicht weiter verfolgten grillenhaften Einfällen zeigt sich della Bellas spielerischer Umgang mit den ihm zur Verfügung stehenden Motiven besonders anschaulich.

David Klemm

1 Alexandre de Vesme, Phyllis Dearborn Massar: Stefano della Bella. Catalogue Raisonné, Alexandre de Vesme with Introduction and Additions by Phyllis Dearborn Massar, New York 1971, Bd. I, Nr. 971-978.
2 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1918:224, S. 7.

verso:
Studien zu Kartuschen; groteske, männliche Mask

Das Blatt zeigt drei rein ornamental angelegte Kartuschen sowie die Detailstudie einer Groteske. Für diese Entwürfe ist keine Umsetzung als Radierung nachweisbar.

David Klemm

Details zu diesem Werk

Feder in Braun 131mm x 238mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1967-88 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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