Stefano della Bella, (?)

Bildnis eines Mannes mit Spitzbart im Profil nach links

Diese und die folgende Studie fallen im Hamburger Klebeband durch ihren Porträtcharakter auf. Möglicherweise hielt der Zeichner hier Zeitgenossen fest. Derartige Momentaufnahmen und auch die Wahl von Kreide für Kopfstudien sind für della Bella höchst ungewöhnlich. Gegen dessen Autorschaft spricht außerdem der qualitative Unterschied zu den anderen Zeichnungen innerhalb des Klebebandes. Eine Zuschreibung ist daher recht problematisch. Allerdings ist zu bedenken, dass in dem 286 Zeichnungen umfassenden Album weniger als fünf Studien zweifelhaft sind. Es ist also nicht völlig auszuschließen, dass hier – wie z. B. auch bei so extrem stark lavierten Zeichnungen wie Inv.-Nr. 1967-349 – experimentelle Studien des Künstlers vorliegen.
Andreas Stolzenburg stellte für die Figur auf Inv.-Nr. 1967-294 eine Ähnlichkeit mit Michelangelo fest, was auf den ersten Blick wegen des Bartes und des etwas struppigen Kopfhaars nachvollziehbar erscheint.(Anm. 1) Allerdings wurde Michelangelo im höheren Alter zumeist mit freier Stirn dargestellt. Zudem überliefern andere Darstellungen größere Ohren und eine markante, durch einen Schlag deformierte Nase.
Es darf aber angenommen werden, dass hier eine bestimmte Persönlichkeit dargestellt wurde: Der angeschnittene, auffallend große Buchstabe am rechten Rand des Blattes bildete möglicherweise den Anfang eines Namenszuges.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung, 24. 10. 2006.

Details zu diesem Werk

Kreide, rechts unten Fragment einer Beischrift (Feder in Braun) 75mm x 71mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1967-294 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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