Stefano della Bella

Halbfigur eines Fauns in Seitenansicht mit einer Panflöte in der Hand

Die Zeichnung des tanzenden Fauns zeigt eine der berühmten aus der Antike überlieferten Skulpturen. Die Komposition ist in mehreren Fassungen nachweisbar, wobei der Faun zumeist eine Klapper in seiner rechten Hand hält. Della Bellas Waldwesen umfasst hingegen eine Panflöte und ist zudem durch das Spitzohr und den besonderen Haarschmuck in Form eines relativ breiten kettenähnlichen Bandes charakterisiert. In welcher Sammlung della Bella diese Figur gesehen haben könnte, ist unklar. Da es sich nicht um den heute in der Tribuna in den Uffizien ausgestellten Faun der Sammlung der Medici handelt – dieser hält eine Klapper in den Händen –, dürfte es sich um eine römische Sammlung handeln.
Della Bella wählte als Bildmotiv eine schwierig zu zeichnende Untersicht. Sehr gekonnt ist die Modellierung der Brust- und Bauchmuskeln mit wenigen Schraffuren angedeutet, wohingegen der Oberkörper eindeutig zu breit angelegt ist.
Gut vergleichbar mit dieser Studie ist eine Zeichnung in Windsor mit zwei Studien nach den Medici-Ringern.(Anm. 1) Diese weisen ebenfalls einen eher ungewöhnlichen Blickwinkel der Darstellung auf, und auch ihre Körperformen sind nicht völlig zufriedenstellend erfasst.(Anm. 2)
Derart ungünstige Veränderungen der Proportionen sind auf anderen Antikenzeichnungen della Bellas nicht auszumachen. Hieraus kann mit Vorsicht gefolgert werden, dass diese Blätter in der Frühzeit des Künstlers, also am Anfang des ersten Romaufenthaltes 1633/34 entstanden sein müssen.
Innerhalb der Gruppe von Antiken-Nachzeichnungen sticht die Studie aufgrund der Kombination von Kreide und Feder hervor.

David Klemm

1 Windsor Castle, Royal Library, Inv.-Nr. 4609; vgl. The Drawings of G. B. Castiglione & Stefano della Bella in the Collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, bearb. v. Anthony Blunt, The Italian Drawings at Windsor Castle, hrsg. v. Anthony Blunt, London 1954, S. 97, Nr. 113.
2 So ist in der oberen Gruppe der rechte Arm nicht richtig wiedergegeben; zudem ist der Rücken zu breit angelegt.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über schwarzem Stift 188mm x 108mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1967-289 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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