Relativ selten finden sich bei della Bella Menschendarstellungen, bei denen die Lavierung die Bildwirkung dominiert. Eine derartige Technik ist z. B. im Santarel-li-Skizzenbuch von 1633 in Florenz nachweisbar.(Anm. 1) Eine Entstehung des Hamburger Blattes im zweiten Drittel der 1630er Jahre wäre daher vorstellbar.
Beim Vergleich mit einer motivisch identischen und ebenfalls stark lavierten Darstellung von sägenden Handwerkern, die Filippo Napoletano zugeschrieben wird (Anm. 2), fällt auf, dass della Bella durch die Wahl seines Standpunktes einen besseren Einblick in die Arbeitstechnik bietet. Zudem gelingt ihm durch die prägnante Verteilung von Licht und Schatten die überzeugende Darstellung eines hellen Sonnentages.
Eine karikierende Interpretation des Motives der Zimmermänner zeigt eine Baccio del Bianco (1604–1656) zugeschriebene Zeichnung.(Anm. 3) Dieser stellte die Handwerker bewusst in ungelenken Haltungen dar und betonte zudem die instabile Konstruktion des Gerüsts. Das Blatt gehört zu der Gruppe spöttisch-ironischer Zeichnungen, die sich im Florenz des Seicento großer Beliebtheit erfreuten.

David Klemm

1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 5949 S. Allerdings sind dort die Figuren noch mit feinen Binnenschraffuren versehen.
2 Perugia, Accademia di Belle Arti, Gabinetto Disegni e Stampe, Inv.-Nr. 19; Chiarini 2007, S. 447, Nr. 351.
3 Aukt.-Kat. New York, Sotheby’s, Old Master Drawings, 23. 1. 2001, S. 102, Nr. 197, mit Abb. S. 103.

Details zu diesem Werk

• Provenienz

  Erworben 1967 aus Privatbesitz

• Bibliographie

  Italienische Zeichnungen 1450-1800. Stefano della Bella. Katalog und Tafeln. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, David Klemm; Herausgeber: Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, 2009, S. 34, Abb. S. Farbtafel S. 123, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 98

  Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Helmut R. Leppien und Heinz Spielmann; Herausgeber: Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1968, S. 174-175, Abb.-Nr.