Stefano della Bella
Fünf Miniaturstudien, darunter ein degenfechtendes Paar und ein gnomenhafter Musikant hoher Schirmmütze
Das Blatt erinnert auffallend an Studienblätter von Jacques Callot. So weisen z. B. dessen Zeichnungen in Florenz (Anm. 1) und in Paris (Anm. 2) ebenfalls die Kombination von Edelleuten und befremdlichen Mischwesen auf. Die beiden rechts tanzenden Figuren wirken wie Variationen aus Callots berühmter Serie „Balli di sfessania“(Anm. 3). So zeigt etwa Callots Darstellung von „Bello Sguardo – Coviello“ ähnlich affektierte Beinstellungen und eine ein Tuch über dem Kopf schwingende Figur.(Anm. 4) Bei aller Anlehnung an das große Vorbild zeichnet della Bella aber völlig frei, seine Linienführung zeigt kein Zögern, wie Kopien oder Nachahmungen schwächerer Künstler es oft aufweisen. Seine Interpretation der fechtenden Männer steht Callots großartigen Werken in zeichentechnischer Hinsicht in nichts nach.
Della Bella hat offensichtlich nur sehr wenige die Karikatur streifende Darstellungen von Menschen in der Manier Callots gezeichnet. Bei seinen humorvollen und liebevoll karikierenden Zeichnungen wurde er stärker von Baccio del Bianco beeinflusst. Dies zeigt sich vor allem bei den plump wirkenden Figuren, die stark von den gewohnten Figurendarstellungen della Bellas abweichen.(Anm. 5)
David Klemm
1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 2470 F; vgl. Jacques Callot 1592-1635, Ausst.-Kat. Nancy, Musée historique lorrain, Paris 1992, S. 164–165, Nr. 54.
2 Paris, Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes, Ed 25 Rés, vgl. Ausst.-Kat. Nancy 1992, S. 164–165, Nr. 53.
3 Meaume 641–664, Lieure 379–402; vgl. Ausst.-Kat. Nancy 1992, S. 215–224.
4 Edouard Meaume: Catalogue de l’Œuvre de Callot, Paris 1869, Nr. 658; Lieure 396.
5 Vgl. Anna Forlani Tempesti: Callot et Stefano della Bella: fêtes et caramogi, in: Jacques Callot (1592-1635), Actes du colloque organisé par le Service culturel du Musée du Louvre et la Ville à Paris et à Nancy les 25, 26 et 27 juin 1992, sous la direction scientifique de Daniel Ternois, Actes des colloques du Louvre, Paris 1993, S. 481-502.