Nicolaas Verkolje, Zeichner

Die büßende Magdalena

In Stil, Format und Ikonographie eng verwandt ist eine Darstellung der „Hl. Cäcilia“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.(Anm.1) Zwar sind beide Zeichnungen in alten Auktionskatalogen nicht als Pendants ausgeführt, doch ist ein Entstehungskontext anzunehmen, zumal die Darmstädter Zeichnung traditionell als Kopie nach Parmigianino angesehen wird und unser Blatt im 18. Jahrhundert ebenfalls mit einem derartigen Vorbild assoziiert wurde.(Anm.2) Bei besagtem Parmigianino handelt es sich nicht um den bekannten italienischen Manieristen (1503–1540), sondern um den im 18. Jahrhundert tätigen Michele Rocca (um 1670/75–1751) mit gleichem Beinamen. Auf diesen Zusammenhang wies kürzlich Robert-Jan te Rijdt, der auch die gemalten Vorlagen zu unserem Blatt und der Darmstädter Zeichnung identifizieren konnte.(Anm.3) Dabei ist davon auszugehen, dass Verkolje eine Fassung der „Hl. Cäcilia“ in seiner eigenen Sammlung besaß.(Anm.4)
Eine nahezu identische Fassung in etwas kleinerem Format in Windsor Castle wurde dort noch 1994 unter dem Namen Richard van Orleys (1663–1732) katalogisiert, bis Michiel Plomp sie kürzlich mit Hinweis auf das Hamburger Blatt und stilistisch verwandte Zeichnungen Verkolje zuweisen konnte.(Anm.5) Ihre lebendiger, weniger flächig wirkende Ausführung stützt die von Plomp vorgenommene Bestimmung als Erstfassung.

Annemarie Stefes

1 Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Inv.-Nr. AE 950 (Feder und Pinsel in Grau über Rötel, 308 x 245 mm).
2 Im Aukt.-Kat. Amsterdam, Tersmitten 1754.
3 Freundlicher Hinweis vom 27. 4. 2010 mit Bezug auf Parmigianinos gemalte „Magdalena“, in Haltung, Rahmenlandschaft und Engelsglorie leicht abweichend von unserem Blatt; Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 17. 4. 1996, Nr. 121, Sestieri 2004, Nr. 57 a. Die „Hl. Cäcilia“ existiert gleich in mehreren gemalten Fassungen: Sestieri 2004, Nr. 70 A, 70 B, 70 B II, 70 V und Aukt.-Kat. Köln, Lempertz, 15. 5. 2010, Nr. 1703.
4 Vgl. Gerard Hoet (Hrsg.): Catalogus of Naamlyst van Schilderyen met derzelver Pryzen Zedert een langen reeks van Jaaren zoo in Holland als op andere Plaatzen in het openbaar verkogt, ’s-Gravenhage 1752, S. 81, Nr. 33; für diesen Hinweis danke ich Robert-Jan te Rijdt (Mitteilung per Brief, 2. 7. 2010). Die unserem Blatt als Vorlage dienende „Magdalena“ befand sich ebenfalls in den Niederlanden, in der Sammlung des Theodoor Wilkens, vgl. ebd. S. 219, Nr. 24. – Eine weitere Kopie Verkoljes nach einem Gemälde Parmigianinos wird im Auktionskatalog der Sammlung Walraven, Amsterdam 14. 10. 1765 (Lugt Ventes 1481), Album H, Nr. 416 erwähnt.
5 Windsor Castle, Collection of Her Majesty the Queen, Inv.-Nr. 6448, Christopher White, Charlotte Crawley: The Dutch and Flemish Drawings of the fifteenth to the early nineteenth centuries in the collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge 1994, Nr. 414; Michiel C. Plomp: Acquisitions for the English Royal Collection from the 1759 Abraham van Broyel Sale, in: Oud Holland 117, 2004, S. 244-262, S. 255, Anm. 22 mit Verweis auf Verkolje-Zeichnungen im Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 40466-1t/m 3, Ingrid Oud, Leonoor van Oosterzee: Nederlandse Tekenaars geboren tussen 1660 en 1745, Oude tekeningen in het bezit van de Gemeentemusea van Amsterdam, waaronder de collectie Fodor, Zwolle 1999, Nr. 178 bzw. Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 30. 4. 1990, Nr. 3.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Grau, Spuren von Graphit; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 309mm x 248mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-745 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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