Peter Paul Rubens, Nachahmer, Zeichner

Der Liebesgarten (nach Theodor van Thulden?)

Diese Darstellung geht zurück auf den berühmten „Liebesgarten“ des Peter Paul Rubens.(Anm.1) Von diesem in Madrid verwahrten Bild existieren mehrere Fassungen und zahlreiche Kopien in unterschiedlicher Abweichung.
Unser Blatt galt im Auktionskatalog der Sammlung Waldeck (1887) noch als Kopie nach der Dresdner Fassung, und wurde zugleich als Vorlage für den um 1769 angesetzten Reproduktionsstich des Louis Lempereur angesehen.(Anm.2) Beides ist freilich auszuschließen: Der gegenseitig ausgerichtete, mit 445 x 586 mm annähernd maßgleiche Kupferstich Lempereurs steht in einigen Motiven (Putten und Hintergrundbäumen) dem Dresdner Gemälde deutlich näher als unserer Zeichnung, und gegen den postulierten Zusammenhang mit dem Dresdner „Liebesgarten“ sprechen Unterschiede in der Ornamentierung des Portikus und der stärker aufgerichteten Haltung des am Brunnen trinkenden Putto.(Anm.3) Ferner ist der Baumstamm links weniger stark gewunden, und es fehlt der lange abgestorbene Ast. Der linke der beiden im Rosenbusch spielenden Putten hat keine der duftenden Blüten umfasst, sondern hält lediglich einen Zweig in der Hand.
Viel eher handelt es sich bei dem vorliegenden Blatt um eine eigenständige Nach-zeichnung der heute in Waddesdon Manor verwahrten Fassung des „Liebesgartens“, die wohl Theodor van Thulden zuzuschreiben ist.(Anm.4) Dieser Version steht unser Blatt etwa in der Gestaltung des Hintergrundbaumes am nächsten.
Eine Entstehung in den Niederlanden ist nicht zwingend vorauszusetzen.

Annemarie Stefes

1 Madrid, Museo del Prado, Inv.-Nr. 1690, Michael Jaffé: Rubens. Catalogo completo, Mailand 1989, Nr. 1080.
2 Dresden, Staatliche Gemäldesammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv.-Nr. Kat. 986 C, Annegret Glang-Süberkrüb: Der Liebesgarten. Eine Untersuchung über die Bedeutung der Konfiguration für das Bildthema im Spätwerk des Peter Paul Rubens, Bern/Frankfurt am Main 1975, S. 104, Nr. m, Abb. 22; Louis Lempereur nach Rubens, „Le Jardin d’Amour“, Kupferstich, ebd. Abb. 23.
3 In gleicher Weise finden sich Abweichungen von der gemalten Variante in Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. GG 679, Annegret Glang-Süberkrüb: Der Liebesgarten. Eine Untersuchung über die Bedeutung der Konfiguration für das Bildthema im Spätwerk des Peter Paul Rubens, Bern/Frankfurt am Main 1975, S. 102, Nr. i.
4 Aylesbury (Buckinghamshire), Waddesdon Manor, National Trust, Annegret Glang-Süberkrüb: Der Liebesgarten. Eine Untersuchung über die Bedeutung der Konfiguration für das Bildthema im Spätwerk des Peter Paul Rubens, Bern/Frankfurt am Main 19755, ebd. S. 91–94 (als Theodor van Thulden) bzw. Michael Jaffé: Rubens. Catalogo completo, Mailand 1989, Nr. 1079 (als Rubens).

Details zu diesem Werk

Rötel und weiße Kreide auf blauem Papier 452mm x 609mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-734 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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