Anonym (niederländisch), Zeichner
nach Rembrandt Harmensz. van Rijn, Zeichner

Christus und die Samariterin am Brunnen

Dieses Blatt kopiert Rembrandts gleichnamige Zeichnung in Birmingham aus den späten 1640er Jahren.(Anm.1) Dargestellt ist die Begegnung zwischen Jesus und einer Frau am Jakobsbrunnen. Jesus bittet die Samariterin um Wasser und durchbricht damit die gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit. Im Verlauf des Gesprächs erkennt die Frau, dass Jesus der von Gott verheißene Messias ist, der allein lebendiges Wasser zu geben vermag (Johannes 4, 5–26).
Buschhoff und Röver-Kann (2000/01) hielten das Blatt für eine Schülerkopie, doch angesichts des unstrukturierten Papiers wäre eine Entstehung im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert noch wahrscheinlicher. Grundsätzlich orientierte sich der unbekannte Kopist, der die Szene zunächst mit Rötel zu Papier brachte, an den graphischen Strukturen der Vorlage – jedoch ohne Gefühl für die Unterschiede zwischen feiner Binnenzeichnung und kräftigen Akzenten. Auch gelang es ihm nicht, die suchenden und einander korrigierenden Linien der Vorlage in sinnvollen Formen umzusetzen: gut zu erkennen im Bereich der Beine Christi, die auf dem Original von dem nachträglich nach rechts versetzten Brunnenrand überschnitten wurden.(Anm.2)

Annemarie Stefes

1 Birmingham, The Barber Institute of Fine Arts, University of Birmingham, Bridgeman Art Library, Inv.-Nr. 40.6 (Feder in Braun, 207 x 187 mm), Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 3, Nr. 611. Mit diesem Blatt bezog sich Rembrandt wahrscheinlich auf ein Gemälde des Moretto da Brescia, das ihm zu einem Teil gehörte, vgl. Kenneth Clark: Rembrandt and the Italian Renaissance, London 1966, S. 114; Rembrandt/Not Rembrandt in The Metropolitan Museum of Art, Aspects of Connoisseurship. Bd. 1, Paintings: Problems and Issues, Bd. 2, Paintings, Drawings and Prints: Art-Historical Perspectives, Ausst.-Kat. The Metropolitan Museum of Art, New York 1995, Bd. 1, S. 103.
2 Vgl. hierzu Buschhoff, in: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, bearb. v. Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, S. 25, auch mit Blick auf die „in unbestimmte Linien aufgelöste“ Tonne vorne rechts.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Braun über Rötel auf hellbraunem Karton 199mm x 188mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-581 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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