Willem von Bemmel, zugeschrieben, Zeichner
Anthonie Waterloo, ehemals zugeschrieben, Zeichner

Baumbewachsener Felsen, um 1660

Von Harzen erworben und als „Willem van Bemmel … im Styl des Waterloo“ inventarisiert, wurde das Blatt später aus der Sammlung ausgeschieden. Mit dem Vermächtnis von der Hellen gelangte die Zeichnung jedoch wieder in Besitz der Kunsthalle, nun unter der neuen Zuschreibung an Anthonie Waterloo. Zu Unrecht: Einmal mehr erweist sich Harzens Kennerschaft als maßgeblich. Der Vergleich mit einer 1660 datierten, also in Deutschland entstandenen Zeichnung Bemmels macht dies deutlich.(Anm.1) Während die häkchenartigen Blattkürzel in der Tat auf das Vorbild Waterloos verweisen (vgl. Inv.-Nr. 22710), sind die winklig gegeneinander gesetzten, mehrfach die Richtung wechselnden Schraffen unvereinbar mit dessen Hand.(Anm.2) Ebenfalls charakteristisch für Bemmel sind der verschattete Vordergrund mit den fächerartigen Schraffursystemen und dem fleckigen Lavis sowie die mit Zickzacklinien überarbeiteten Konturen einzelner Baumstämme. Waterloo hingegen neigte stärker zu geschlossenen Formen und abgerundeten Volumina. Partien wie die flächig lavierten, nur an den Kanten akzentuierten Felsblöcke lassen sich vergleichen mit Bemmels „Ansicht der Porta San Sebastiano in Rom“.(Anm.3)
Die Zuschreibung an Willem von Bemmel wurde bestätigt von Wolf Eiermann.(Anm.4) Bezüglich des Motivs gibt es Überschneidungen mit Georg Paul Ermels (1666–1711) und Salomon Gessner (1730–1788).(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 „Hügellandschaft mit hohen Bäumen“, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv.-Nr. Z 278, Marjorie Elizabeth Wiesemann: A Seventeenth-Century Artist's Sketchbook in the Collection of the Allen Memorial Art Museum, in: Allen Memorial Art Museum Bulletin 48, 1994, S. 3-23, Abb. 2.
2 Vgl. mit der großzügigen Diagonalschraffur auf Inv.-Nr. 22710.
3 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 3751, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 144 Abb. A.
4 Jeweils per E-Mail vom 28. 11. und 17. 12. 2007.
5 Für diesen Hinweis danke ich Wolf Eiermann. Eine verwandte, Gessner zugeschriebene Zeichnung wurde 2002 zur Auktion angeboten, Aukt.-Kat. Königsstein/Taunus, Reiss & Sohn, 15. 11 .2002, Nr. 140.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, Pinsel in Grau, vereinzelt Deckweißkorrektur auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (schwarze Kreide) 340mm x 409mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-397 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback