Hans Conrad Schirbel

Der hl. Sebastian, 1616

Das Blatt ist die einzige bekannte Zeichnung des Hans Conrad Schirbel, der sonst nicht nachweisbar ist. Die Zeichnung ist der eigenhändigen Beschriftung zufolge 1616 in Danzig entstanden, doch ist eine weitere Tätigkeit von Schirbel dort nicht bekannt. Auch im Danziger Malerbuch des Christian Friedrich von Falckenberck (um 1675–1745) aus dem Jahre 1724 – einer handschriftlichen Chronik des Danziger Malergewerbes – ist er nicht vertreten.(Anm.1) Möglicherweise war Schirbel Vertreter anderer Künste, etwa der Bildhauerei, doch wahrscheinlicher war er ein Wandergeselle, der auf seiner Wanderung auch Danzig besuchte. Gleichwohl dürfte Schirbel aus Nord- oder Nordostdeutschland stammen, ohne dass eine eindeutige Lokalisierung möglich wäre. Allerdings steht seine Zeichnung in ihrem absetzenden Linienduktus und der etwas additiven Landschaftsauffassung der nordostdeutschen Zeichnungskunst um 1600 nahe. Eine ähnliche Raumauffassung zeigt etwa ein Blatt des um 1610 in Berlin tätigen (?) M. Darendt in München (Anm. 2) und auch der robuste Körperbau Sebastians, der nur noch entfernt Einflüsse des Prager und Haarlemer Manierismus zeigt, spricht für eine nordostdeutsche Herkunft.

Peter Prange

1 Ich danke Jacek Tylicki, Thorn, für diesen Hinweis.
2 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 38039, vgl. Heinrich Geissler: Zeichnung in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540-1640, Ausst.-Kat. Stuttgart 1979, Bd. 2, S. 149, Nr. O 4, Abb.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, laviert 183mm x 141mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-342 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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