Herman Saftleven d.J., Zeichner
Der Turm "De Leeuw" am Stadtwall von Utrecht, um/nach 1674
Das Blatt ist Teil einer Gruppe von etwa 50 hochformatigen Zeichnungen, auf denen Saftleven die Folgen des Wirbelsturmes vom 1. August 1674 dokumentierte.(Anm.1) Die Zeichnungen tragen mit einer Ausnahme die rückseitige Beischrift „dit op dandersyde getekent“ – „dies auf der anderen Seite gezeichnet“ –, gefolgt von topographischen Angaben: Das Motiv des Hamburger Blattes wurde auf dem Wall, hinter dem Beginenhof aufgenommen. Es handelt sich um den Turm „De Leeuw“ westlich des „Plompetoren“, den Saftleven schon einmal um 1672 gezeichnet und gemalt hatte.(Anm.2) Schulz sah in dem Pflanzenbewuchs ein Indiz auf deutlichen zeitlichen Abstand zu der Naturkatastrophe, jedoch befanden sich gerade die Mauern der Stadt schon Jahre zuvor in einem schlechten Zustand.(Anm.3)
Plomp identifizierte den gesamten Werkkomplex mit den im Portfolio FFF der Auktion Ploos van Amstel aufgeführten 50 gezeichneten Darstellungen von Utrecht und Umgebung, wenngleich die bei Ploos vorgenommene Unterscheidung in farbige und nicht kolorierte Zeichnungen nicht mit dem technisch einheitlichen Erscheinungsbild der Gruppe übereinstimmt.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Wolfgang Schulz: Herman Saftleven 1609-1685. Leben und Werke. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde und Zeichnungen, Berlin 1982, Nr. 540–592.
2 Identifiziert durch Mitarbeiter des RKD; vgl. Photoreproduktionen in Utrechter Stadtarchiv.
3 Wolfgang Schulz: Herman Saftleven 1609-1685. Leben und Werke. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde und Zeichnungen, Berlin 1982, S. 91; vgl. ebd. S. 67 zu dem schlechten Zustand der Stadtbefestigung.
4 „Voorstellende tuines en gezigten in en omtrent de stad Utrecht“, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, S. 384 bei Nr. 444.