Anonym (italienisch, um 1700)
Maria mit dem Christuskind, dem Hl. Joseph und Johannes dem Evangelisten
Das Blatt wies eine traditionelle Zuschreibung an Guido Reni auf, doch lassen sich weder Technik noch Formen mit dem Bolognesen verbinden. Größere Übereinstimmungen bestehen – wie Andrea Czére bemerkte – zu Zeichnungen Giovanni Andrea Siranis (1610–1670).(Anm. 1) Die Budapester Sammlung besitzt einige Zeichnungen dieses Künstlers, die ähnliche gebrochene Konturlinien aufweisen.(Anm. 2) Die dort bewahrte „Heilige Familie mit Heiligen“ ist zudem durch eine ähnlich auffallende starke Verwendung der roten Tusche charakterisiert.(Anm. 3) Konkret vergleichbar ist auch die zum Teil großflächige Lavierung der Gesichter.
Die Ikonographie des Blattes ist nicht eindeutig zu bestimmen. Am Wahrscheinlichsten ist die Darstellung der Übergabe des Christuskindes an Joseph; allerdings ist eine derart zärtliche Familienszene als Thema selten. Eindeutig zu bestimmen ist der links sitzende Mann als Johannes der Evangelist aufgrund des Adlers zu seinen Füßen.
David Klemm
1 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28.10.2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Andrea Czére: 17th Century Italian Drawings in the Budapest Museum of Fine Arts. A Complete Catalogue, Budapest, Szépművészeti Múzeum, Budapest 2004, S. 274–279.
3 Budapest, Szépművészeti Múzeum, Inv.-Nr. K. 58.228; vgl. Andrea Czére: 17th Century Italian Drawings in the Budapest Museum of Fine Arts. A Complete Catalogue, Budapest, Szépművészeti Múzeum, Budapest 2004, S. 276–278, mit Abb.