Jan Luyken

In der Stiftshütte: Der Räucheraltar und der Tisch mit den Schaubroten, vor 1704

Dargestellt ist das Innere der Stiftshütte, wie im Zweiten Buch Mose beschrieben. Links erkennt man den Tisch mit den Schaubroten (2. Mose 25, 23–30), an der Stirnseite des Raumes den kleinen Altar, auf dem morgens und abends Räucherwerk verbrannt wurde (2. Mose 30, 1–8). Auf unserer Darstellung vollzieht Mose die heilige Handlung, während die Herrlichkeit Gottes sich in Form von Strahlen um sein Haupt gelegt hat.
Wie häufig im Œuvre Luykens wurde auch diese Zeichnung mehrfach verwendet. Ursprünglich war sie Teil einer vollständigen Darstellung des heiligen Innenraumes, auf welcher rechts der Siebenarmige Leuchter wiedergegeben wurde (vgl. 2. Mose 25, 31–40). Sie diente als Vorlage für eine im Gegensinn radierte Illustration in der 1704 bei Pieter Mortier publizierten Ausgabe des Josephus Flavius.(Anm.1) Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Entwurfszeichnung in zwei Hälften geteilt und jeweils separat nachgestochen. Die mit unserem Blatt korrespondierende Radierung befindet sich ebenfalls im Besitz der Hamburger Kunsthalle.(Anm.2) Sie orientiert sich in der Wiedergabe der Details noch stärker am biblischen Bericht. Hinzugefügt wurden beispielsweise die mit Gold überzogenen Tragestangen, die seitlich an Altar und Tisch angebracht wurden – wichtig für die Beweglichkeit des Zeltes, das in der Zeit der Wüstenwanderung den Israeliten als Heiligtum diente. Auch das in die Zeltwände kunstvoll eingewebte Muster mit den Cherubim ist auf der Radierung gut zu erkennen. Darüber hinaus wurde Mose durch einen Priester ersetzt, bei dem es sich am ehesten um Aaron handeln wird.(Anm.3)
Andere Entwurfszeichnungen zu der Josephus-Ausgabe von 1704 befinden sich in Amsterdam.(Anm.4) Die verlorene rechte Hälfte unserer Zeichnung mit der Darstellung des Siebenarmigen Leuchters konnte bislang nicht identifiziert werden.

1 ‚Alle de Werken van Flavius Josephus’, Amsterdam, 1704, P. van Eeghen, J. Ph. van der Kellen: Jan en Caspar Luyken, Bd. 2, Amsterdam 1905, Bd. 2, Stich Nr. 396; der Stich nach unserer Zeichnung ist ebd. unter Nr. 3245 aufgeführt, „De Gouden Kandelaar, het Reukwerks Altaar, en de Tafel der Toonbroden“, kombiniert mit je einer Darstellung der „Aufrichtung der Stiftshütte“, der „Herrlichkeit des Herrn über der Bundeslade“ und dem „Laubhüttenfest“.
2 Inv.-Nr. 1963–292 a. – Bislang konnte dieser spätere Druck keiner bestimmten Josephus-Ausgabe zugeordnet werden. Auszusschließen ist indes ein Kontext zu der Bibel des Pieter Mortier, mit der unser Blatt in einer Verso-Notiz fälschlich assoziiert wurde, vgl. die im Format abweichenden, deutlich freier skizzierten Illustrationsentwürfe Inv.-Nr. 1963-290, 1963-287 und 1963-291.
3 Vgl. 2. Mose 30, 7: „Und Aaron soll darauf verbrennen gutes Räucherwerk jeden Morgen, wenn er die Lampen zurichtet“.
4 Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 36899 und Inv.-Nr. TA 41484, vgl. P. van Eeghen, J. Ph. van der Kellen: Jan en Caspar Luyken, Bd. 2, Amsterdam 1905, Bd. 2, S. 825–826.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, Pinsel in Grau, Spuren von Graphit; Einfassungslinien (Feder in Braun) 156mm x 110mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-292 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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