Jan Kobell (II.), Zeichner
Kühe und ein ausschlagendes Pferd auf der Weide
Die großformatige, bildmäßig komponierte, aber lediglich in Kreide ausgeführte Zeichnung entstand vermutlich deutlich später als die vorausgegangene Katalognummer. Mit dem Motiv des übermütig ausschlagenden Pferdes, vergleichbar der Darstellung eines sich ähnlich ungestüm verhaltenden Stieres,(Anm.1) kontrastiert auf eigentümliche Art und Weise die verkrampft wirkende Strukturierung des Blattes. Dies ist besonders gut zu erkennen in der Wiedergabe der schematisch querschraffierten Zweige. Auch die sperrige Schreibweise des Namens unterscheidet sich von der luftig geschwungenen Signatur früherer Werke.(Anm.2)
Stilistisch eng verwandt sind zwei vermutlich ebenfalls späte Arbeiten unbekannten Standorts.(Anm.3) Kobell verbrachte seinen Lebensabend in geistiger Umnachtung. Diesem Zustand könnte auch die zunehmend erstarrende Handschrift geschuldet sein.
Annemarie Stefes
1 „Hirten am Fluss“, Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 21. 3. 1988, Nr. 249.
2 Vgl. die ebenfalls auf hellbraunem Papier gearbeitete „Weideszene“ in der Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 53/54, Corpus Gernsheim 61041.
3 Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s, 10. 11. 1999, Nr. 130; Aukt.-Kat. London, Bonham’s, 30. 10. 2002, Nr. 220.